Fledermaus auf Crashkurs: Wenn Operette zur politischen Bühne wird

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Theater an der Wien feiert 200 Jahre "Die Fledermaus" mit der neuen Inszenierung von Stefan Herheim am 5.10.2025.

Theater an der Wien feiert 200 Jahre "Die Fledermaus" mit der neuen Inszenierung von Stefan Herheim am 5.10.2025.
Theater an der Wien feiert 200 Jahre "Die Fledermaus" mit der neuen Inszenierung von Stefan Herheim am 5.10.2025.

Fledermaus auf Crashkurs: Wenn Operette zur politischen Bühne wird

Im Theater an der Wien wird derzeit ein ganz besonderes Ereignis gefeiert: Die Inszenierung von Johann Strauss‘ „Die Fledermaus“, die zur Uraufführung 1874 in diesem ehrwürdigen Haus präsentiert wurde, steht im Zeichen des 200. Geburtstags des Komponisten. Die Aufführung, die am 5. Oktober 2025 Premiere feierte, beginnt mit Beethovens „Fidelio“ und bietet neben den klassischen Klängen von Strauss auch Werke von Wagner, Verdi, Puccini, Lehár und Millöcker. Doch die Inszenierung unter Regisseur Stefan Herheim polarisiert.

„Die Fledermaus“ ist eine Operette in drei Akten, deren Libretto von Richard Genée stammt und die mit ihrer charmanten Mischung aus leichtem Theater und ernster Musik große Aufmerksamkeit erregt. Die Geschichte verwischt Grenzen zwischen Realität und Fantasie, zwischen Aristokratie und dem Alltag der Diener. Dies bietet Raum für zahlreiche kreative Interpretationen. Herheim ist bekannt für seine respektlosen und frechen Inszenierungen, die auch in dieser Aufführung spürbar sind – das Bühnenbild verwandelt sich mehrfach vom Zuschauerraum in ein Gefängnis, was für einige Augenrollen im Publikum sorgt.

Musikalische Darbietung und Inszenierung

Die musikalische Umsetzung wird von den Wiener Symphonikern unter der Leitung von Petr Popelka getragen, doch hier gibt es gemischte Kritiken. Die Interpretation gilt als zäh und langatmig und das musikalische Gesamtbild wird als überladen kritisiert. Trotz des hohen Tempos im szenischen Ablauf scheinen viele Einlagen der Stärke des Werkes nicht gerecht zu werden. Dazu kommt die Darstellung von Nazis auf der Bühne und die Figur des Dr. Falke, der hier als Obernazi inszeniert wird. Das Publikum bleibt moderat in seinen Reaktionen, die Inszenierung wird nicht als skandalös wahrgenommen.

Apropos Besetzung: Hier zeigt sich eine durchwachsene Qualität. David Fischer, der Alfred spielt, wird als der Lichtblick des Abends hervorgehoben, während Aline Wunderlin die Spitzentöne für Adele trifft. Thomas Blondelle bringt als Einstein eine solide Leistung, doch bleibt er hinter den Erwartungen zurück. Hulkar Sabirova als Rosalinde überzeugt zwar mit kräftigen Sopran-Attacken, doch fehlt es ihr an Ausdruck. Leon Košavic als Dr. Falke bringt Spielfreude auf die Bühne, während Kresimir Stražanac als Frank und Jana Kurucová als Prinz Orlofsky ebenfalls positiv erwähnt werden. Alexander Kaimbacher als Dr. Blind und Ines Hengl-Pirker als Ida erhalten ebenfalls freundliche Worte.

Ein Blick auf die Rezeption

Die mäßigen Reaktionen des Publikums werfen ein Licht auf die Frage, ob das Genre der Operette in der heutigen Zeit noch ernst genommen wird. Obwohl „Die Fledermaus“ eine weltweit beliebte Operette ist, die besonders in Wien nach wie vor hoch im Kurs steht, bleibt die Frage, ob die aktuelle Inszenierung dem hohen musikalischen und sängerischen Niveau gerecht wird, das bei der Premiere vor 151 Jahren erwartet wurde.

In den Rahmen des Jubiläumsprogramms integriert das Theater an der Wien zahlreiche Veranstaltungen und Informationen über Johann Strauss und seine unvergängliche Musik, die auch 2025 noch eine wichtige Rolle im kulturellen Leben Wiens spielt. Mit einer Einführungsveranstaltung, die 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn beginnt, wird den Zuschauern die Gelegenheit gegeben, sich auf die Aufführung einzustimmen und die Hintergründe besser zu verstehen.

Abschließend bleibt zu sagen, dass die neueste Inszenierung von „Die Fledermaus“ sowohl als Hommage an Strauss‘ Erbe als auch als ein spannendes Experiment in der Operettenaufführung wahrgenommen werden kann. Weitere Aufführungen sind geplant, und der Einfluss von Johann Strauss auf die Musik bleibt unbestritten – wie eine Reise durch die musikalische Geschichte zeigt, die mit seinen Walzern und Operetten ihren Höhepunkt fand.

Für mehr Informationen zu weiteren Veranstaltungen und der Saison 2025/26 besuchen Sie die Webseite des Kurier und das Theater an der Wien.

Quellen: