Jahrhundertwende: Wie Wien sich von Niederösterreich emanzipierte!
Erfahren Sie, wie Wien 1920 von Niederösterreich unabhängig wurde und welche politischen Veränderungen diese Trennung mit sich brachte.

Jahrhundertwende: Wie Wien sich von Niederösterreich emanzipierte!
Wien, die kleinste und gleichzeitig bevölkerungsreichste Region Österreichs, hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Bis zum Jahr 1918 gehörte die Stadt zu Niederösterreich und war Haupt- sowie Residenzstadt der Habsburg-Monarchie. Der Zerfall dieser Monarchie brachte tiefgreifende Veränderungen für die Region mit sich. Besonders der Aufstieg der Sozialistischen Partei Österreichs (SPÖ) in Wien und den industriell geprägten Gebieten Niederösterreichs prägte diese Zeit. Am 10. November 1920 trat die Verfassung in Kraft, die Wien als eigenständiges Bundesland definierte und den Grundstein für die Trennung von Niederösterreich legte.
Endgültig besiegelt wurde die Trennung durch das Trennungsgesetz, das am 29. Dezember 1921 beschlossen und am 1. Jänner 1922 in Kraft trat. Dieses Gesetz regelte die Selbstständigkeit Wiens und bestätigte, dass die Stadt von Niederösterreich unabhängig wurde. Vorangegangen waren politische Differenzen, insbesondere zwischen dem sozialdemokratischen Wien und dem eher konservativen ländlichen Raum Niederösterreichs, die zur Entscheidung führte, Wien ein eigenes Staatswesen zu geben. Am 1. Jänner 2024 wird die Stadt etwa 2.005.750 Einwohner zählen und sich über eine Fläche von rund 415 Quadratkilometern erstrecken.
Der Weg zur Eigenständigkeit
Der erste Landeshauptmann Wiens, Jakob Reumann von der SPÖ, übernahm eine Schlüsselrolle in dieser Transformation. Die neue Bundesverfassung von 1920 erklärte Wien zu einem Bundesland, mit dem Recht, eigene Gesetze zu erlassen und der Möglichkeit, Vertreter im Bundesrat zu entsenden. Diese Veränderungen waren nicht nur politischer Natur; auch die Finanzrechte wurden durch das Trennungsgesetz geregelt, welches die finanzielle Scheidung von Wien und Niederösterreich vollzog.
Ein bedeutendes Element dieser Trennung war die Festlegung, dass Wien und Niederösterreich-Land unabhängig voneinander agieren sollten, mit eigenen Regierungen und Landtagen. Dabei wurde die Aufhebung der gemeinsamen Landesverfassung beschlossen, die die rechtlichen Verhältnisse zwischen den beiden Ländern abschloss. Am 18. November 1920 trat zusätzlich die Wiener Stadtverfassung in Kraft, welche die Rolle der Stadt als selbstständiges Land weiter absicherte.
Glanzstück der Verwaltung
Wien bleibt auch heute noch der Sitz der Landesregierung von Niederösterreich, deren Verwaltungsdienststellen sich nach wie vor in der Stadt befinden. Der Umzug der niederösterreichischen Landesregierung nach St. Pölten geschah zwar 1997, doch das historische Landhaus – ein Zeichen für die Verbindung zwischen den beiden Bundesländern – bleibt für Wien von Bedeutung. Das Trennungsgesetz ist seither mehrmals überarbeitet worden, darunter auch eine Wiederverlautbarung im Jahr 1978 und eine Entscheidung 1986, die St. Pölten offiziell zur Landeshauptstadt von Niederösterreich erhob.
Die Beziehung zwischen Wien und Niederösterreich zeigt, dass trotz administrativer Trennung viele Verbindungen bestehen bleiben. Wer mehr über die vielfältigen Angebote und Sehenswürdigkeiten in Wien erfahren möchte, kann die Tourist Info Wien in den zentralen Stadtteilen oder am Flughafen besuchen. Hier stehen kompetente Mitarbeiter bereit, die Tipps für Veranstaltungen, Ausflüge oder auch für den Aufenthalt in der Stadt geben können. So bleibt Wien für Einheimische und Besucher gleichermaßen ein Ort voller Geschichte, Kultur und Dynamik.