Ernst Weiss: Ein Boxer zwischen Ruhm und Verfolgung im NS-Regime
Ernst Weiss, ein österreichischer Boxer mit jüdischen Wurzeln, kämpfte gegen die Verfolgung im NS-Regime und wurde Europameister.

Ernst Weiss: Ein Boxer zwischen Ruhm und Verfolgung im NS-Regime
Am 9. November, dem Tage, an dem der Opfer des Nationalsozialismus gedacht wird, werfen wir einen Blick auf das bewegte Leben des Wieners Ernst Weiss, einem Boxer mit jüdischen Wurzeln, dessen Karriere in der von Verfolgung und Bedrohung geprägten NS-Zeit faszinierende Wenden nahm. Weiss, geboren am 5. März 1912 in Wien, wurde dreimaliger Europameister in verschiedenen Gewichtsklassen, was seinen Status als eine der prägendsten Figürchen im Boxsport der damaligen Zeit festigte.
In seiner beeindruckenden Laufbahn kämpfte Weiss in den Gewichtsklassen Fliegengewicht, Bantamgewicht und Federgewicht. Er startete seine Boxkarriere 1933 und wurde schon 1934 österreichischer Meister im Fliegengewicht. Ein besonderes Highlight seiner Karriere war der Sieg über sein Idol, Victor „Young“ Perez, im Jahr 1936. Diese Erfolge heben nicht nur seine Fähigkeiten im Ring hervor, sondern zeigen auch, wie er sich in einem extrem schwierigen Umfeld behauptete. Weiss boxte 1936 insgesamt 12 Mal, 1937 11, und so weitete sich seine Präsenz im Boxring über die Jahre hinweg aus, bis die politische Lage seinen Alltag dramatisch beeinflusste. taz.de berichtet, dass Weiss trotz seiner jüdischen Herkunft, die ihn als „Mischling II. Grades“ klassifizierte, relativ sicher blieb, wahrscheinlich aufgrund seiner Bekanntheit in der Boxszene.
Der Einfluss der politischen Lage
Nach dem Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland im Jahr 1938 zog Weiss nach Berlin. Währenddessen hatte er noch einen Kampf gegen Perez in der Deutschlandhalle, ahnend, dass dieser Freund und Rivale bald deportiert und ermordet werden würde. Weiss, der die Schrecken des Krieges hautnah erlebte, war von 1942 bis zur Kapitulation der Wehrmacht aktiv und zog die Aufmerksamkeit der Gestapo auf sich, wurde jedoch aufgrund unzureichender Beweise Anfang November 1944 verhaftet und die Anklage später zurückgestellt.
Eine bemerkenswerte Facette seines Lebens ist seine Beteiligung im österreichischen Widerstand. Trotz der Gefahren, die ihm aufgrund seiner jüdischen Herkunft drohten, setzte er sich gegen das Regime zur Wehr. Die Komplexität seiner Identität und Lebensgeschichte zeigt eindrucksvoll die Gefahr von schnellen Urteilen und sorgt dafür, dass sein Erbe über die Sportwelt hinaus wirkt.
Nach der Boxkarriere
Nach dem Krieg setzte Weiss seine Karriere als Boxtrainer fort und war maßgeblich daran beteiligt, viele junge Talente in der Szene zu fördern, darunter auch den späteren Europameister im Schwergewicht, Josef Weidinger. Mit einer Gesamtzahl von 92 Kämpfen, davon 58 Siege, 16 durch K.o. und 21 Niederlagen, zeigt seine Statistik eindrucksvoll die Erfolge, die er im Ring erzielen konnte. Sein letzter Kampf endete 1946 mit einem Unentschieden.
Ernst Weiss starb am 29. April 1997 in seiner Heimatstadt Wien, wo er auch begraben liegt. Sein Sohn, Peter Weiss, folgte den Fußstapfen seines Vaters und wurde selbst ein erfolgreicher Boxer, später auch Trainer. Wikipedia) hat seine Lebensgeschichte und Erfolge in einem umfassenden Artikel dokumentiert, der nicht nur die sportlichen Höhepunkte, sondern auch die kulturellen und historischen Kontexte berücksichtigt.
Der Lebensweg von Ernst Weiss ist ein bemerkenswerter Beitrag zur Geschichte des Boxsports und des jüdischen Lebens in Österreich. Sein Erbe bleibt nicht nur im Erinnerungsbuch des Sports verankert, sondern erinnert uns auch an die dunklen Kapitel der Geschichte, die nicht vergessen werden dürfen.