Theaterpremiere Blutbrot : Die dunkle Fluchtgeschichte der Nazis enthüllt

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Miriam Unterthiners Stück "Blutbrot" beleuchtet die NS-Fluchthilfe in Südtirol. Uraufführung im Theater Aachen, Erstaufführung in Wien.

Miriam Unterthiners Stück "Blutbrot" beleuchtet die NS-Fluchthilfe in Südtirol. Uraufführung im Theater Aachen, Erstaufführung in Wien.
Miriam Unterthiners Stück "Blutbrot" beleuchtet die NS-Fluchthilfe in Südtirol. Uraufführung im Theater Aachen, Erstaufführung in Wien.

Theaterpremiere Blutbrot : Die dunkle Fluchtgeschichte der Nazis enthüllt

Ein Stück über die dunkle Vergangenheit und die Fluchthilfe für Nationalsozialisten steht derzeit im Theater am Werk in Wien im Rampenlicht: „Blutbrot“ von der talentierten Autorin Miriam Unterthiner. Unterthiner, die 1994 in Südtirol das Licht der Welt erblickte und als „Nachwuchsautorin“ gefeiert wird, bringt mit diesem Werk ein unterhaltsames, gleichzeitig aber auch nachdenklich stimmendes Theaterstück auf die Bühne. Die Uraufführung fand vor zwei Wochen im Theater Aachen statt, und nun sorgt die österreichische Erstaufführung unter der Regie von Tomas Schweigen für Furore.

Doch worum geht es in „Blutbrot“? Das Stück setzt sich auf humorvolle Art und Weise mit dem gravierenden Thema der Fluchthilfe für Nazis nach dem Zweiten Weltkrieg auseinander. Gerhard Bast, ein namentlich genannter Nazi, wird als Beispiel für die damals aktiven Fluchthelfer angeführt. Die Geschichte dreht sich auch um die jüdischen Fluchtwege und behandelt so die Kollektivschuld sowie die Verweigerung der Aufarbeitung in der Region Südtirol, wo zwischen Österreich und Italien viele Menschen sich keiner Nation zugehörig fühlen.

Ein Erfolgsrezept der besonderen Art

Unterthiner hat ordentlich vorgelegt: „Blutbrot“ wurde nicht nur mit dem Kleist-Förderpreis für neue Dramatik ausgezeichnet, sondern steht auch auf der Shortlist des Österreichischen Buchpreises. Dieser Preis, der am 15. Januar 2025 bekannt gegeben wurde, ist mit 10.000 Euro dotiert. Als Abschlussarbeit ihres Sprachkunst-Studiums verlieh sie dem Stück eine ganz spezielle Note, die die Jury begeisterte, die es als poetisch und konkret bezeichnete.

Die Inszenierung im Theater am Werk, wo Tomas Schweigen von 2015 bis 2023 künstlerischer Leiter war, glänzt durch die kreative Bühne von Stephan Weber, die eine Gebirgslandschaft darstellt, die außerdem als Sauerteiglaib interpretiert wird. Der Chor, bestehend aus fünf Schauspielern in schwarz-weiß-rosa Kostümen von Giovanna Bolliger, bringt frischen Wind in das Geschehen und kombiniert auf einzigartige Weise Chortheater mit einer ironischen Betrachtung traditioneller Werte.

Einblicke in die Hintergründe

Unterthiner selbst mischt sich in das Geschehen ein und thematisiert ihre autobiografischen Hintergründe. Ihre Inspiration erhielt sie durch Gespräche mit ihrem Großvater, der die Schmugglerwege nach dem Krieg gut kannte. So gelingt es ihr, das Publikum in eine Zeit zu entführen, in der Flucht und Verleugnung von Schuld das tägliche Leben prägten.

Die Aufführung am 10. Oktober 2025, die eine Stunde ohne Pause dauert, verknüpft die dunkle Geschichte mit humorvollen Elementen und schafft damit eine Brücke zur heutigen Erinnerungskultur. Geschickt verpackt es Unterthiner in die Erzählung des alltäglichen Lebens und macht dabei geschickt Gebrauch von einem Sujet, das oft verdrängt wird. Dies bringt nicht nur die harte Realität der Nachkriegsjahre auf die Bühne, sondern auch die Schicksale von Menschen, die an den Rattenlinien in die Anonymität zogen.

Das Theater hat in der Nachkriegszeit eine wichtige Rolle gespielt, indem es nicht nur unterhalten, sondern auch die gesellschaftlichen Konflikte aufbereitet hat. Wie die historischen Theatervorstellungen der Nachkriegszeit, die oft auf Behelfsbühnen stattfanden, um Schuld und Verantwortung zu thematisieren, so erweist sich auch „Blutbrot“ als ein Stück, das nicht nur zum Lachen anregt, sondern auch zum Nachdenken einlädt.

Ein Programm, das bewegt und tief berührt, hat sich im Theater am Werk etabliert, und mit „Blutbrot“ geht Miriam Unterthiner einen unsichtbaren Pfad zwischen Lachen und Trauer, zwischen Schuld und Verantwortung.

Quellen: