Kulturkrise in der Josefstadt: Föttinger erhebt schwere Vorwürfe!
Josefstadt: Konflikte um Direktor Föttinger, Vorwürfe der FPÖ und die Zukunft des Theaters im Fokus aktueller Diskussionen.

Kulturkrise in der Josefstadt: Föttinger erhebt schwere Vorwürfe!
Im Theater Josephstadt brodelt es: Direktor Herbert Föttinger steht unter Druck, nachdem Vorwürfe des Machtmissbrauchs laut wurden. Während er auf eine Antwort von Kulturminister Andreas Babler wartet, die bislang ausblieb, so scheint das öffentliche Interesse an der Angelegenheit dennoch ungebrochen. Profil schildert, dass Föttinger bereits viermal um ein Gespräch mit Babler gebeten hat, jedoch ohne Erfolg. Im Gegensatz dazu hatte er innerhalb kürzester Zeit einen Termin mit Blümel, der jedoch als fruchtlos erlebt wurde.
Föttinger, der 20 Jahre lang das Theater prägte, sieht die aktuelle Regierung als wenig inspirierend an und bemängelt das Fehlen leidenschaftlicher Persönlichkeiten mit einem klaren politischen Kurs. Er wollte sogar den FPÖ-Chef Herbert Kickl zum Gespräch über Flüchtlingsfragen in seine Kantine einladen – Kickl ließ jedoch auf sich warten und kam nicht.
Machtmissbrauch im Fokus
Die Vorwürfe, die im „Standard“ thematisiert wurden, haben das Theater aufgerüttelt. Föttinger wird von der FPÖ zur Absetzung aufgefordert und bezeichnet die Berichterstattung als Diffamierung. Auf seine Nachfrage bei den Beschwerdeführern bekam er bislang keine Rückmeldung. Er äußert Bedenken, ob eidesstattliche Erklärungen und ein zugrunde liegendes Rechtsgutachten tatsächlich verlässlich sind. Die Diskussion über Machtmissbrauch in Kulturbetrieben gewinnt auch in Wien an Fahrt, wie tfmlog berichtet. Hier wird auf verbale und physische Übergriffe, ein toxisches Arbeitsklima sowie Diskriminierung an deutschsprachigen Theaterhäusern eingegangen.
Für betroffene Künstler im Theater und Film, die von Machtmissbrauch berichten, ist diese Thematik alles andere als neu. Thomas Schmidt hat bereits 2019 in seiner Studie „Macht und Struktur im Theater“ aufgezeigt, dass Vorfälle nicht als Einzelfälle abgetan werden können. Die hierarchische Struktur vieler Theater, sowohl von Stadt- als auch Staatstheatern, begünstigt diesem Missbrauch.
Ein turbulenter Abschied
Föttinger selbst möchte seine letzten Monate als Direktor nutzen, um einen würdigen Übergang zu gestalten. Trotz der Schwierigkeiten, die er während seiner Amtszeit erlebte, sieht er seine Entscheidung, mit 65 Jahren aufzuhören, als erleichternd an. In seiner aktiven Zeit hat er nicht nur zwei Häuser renoviert, sondern auch den Spielplan maßgeblich verändert und das Theater zu einem Uraufführungstheater entwickelt. Dennoch ist es bedauerlich, dass 18 Ensemblemitglieder, darunter bekannte Gesichter wie Marianne Nentwich und seine Frau Sandra Cervik, keine Vertragsverlängerung erhalten. Für Föttinger ist das ein würdeloser Umgang.
Er äußert sein Vertrauen in die neue Direktorin Marie Rötzer und wünscht ihr viel Glück für die kommenden Herausforderungen. Seine letzte Entscheidung als Regisseur, die vom Aufsichtsrat getroffen wurde, zeigt jedoch klar, dass die Zukunft des Theaters unter neuen Vorzeichen stehen wird. Das findet auch im Rahmen der verstärkten Diskussionen über Machtverhältnisse im Kulturbetrieb statt.
Eine erhellende Dokumentation mit dem Titel „Gegen das Schweigen – Machtmissbrauch bei Theater und Film“, die von Kira Gantner und Zita Zengerling erstellt wurde, wird im Jahr 2024 veröffentlicht und könnte weiter zur Aufklärung über diese kritischen Themen beitragen. Die Thematik für die Studierenden des Studienganges „Macht und Missbrauch im institutionalisierten Theater“ ist ebenfalls von großer Bedeutung. Sie untersuchen in ihren Projekten verschiedene Aspekte dieser komplexen Problematik.
Aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen machen deutlich, dass es höchste Zeit ist, diese Themen offen anzusprechen und nachhaltige Veränderungen zu fordern.