Therapieplatz-Mangel: 443 Folteropfer warten auf dringend notwendige Hilfe!

Therapieplatz-Mangel: 443 Folteropfer warten auf dringend notwendige Hilfe!

Columbusgasse 28, 1100 Wien, Österreich - In Wien gibt es großen Handlungsbedarf in der Unterstützung von Überlebenden von Krieg und Folter. Das Betreuungszentrum Hemayat zieht aktuell Bilanz und zeigt, dass die Zahl der Therapieplätze zwar zugenommen hat, jedoch nicht ausreicht, um den steigenden Bedarf zu decken. Im Juni 2025 ist Hemayat in die Columbusgasse 28 in Favoriten umgezogen, um mehr Raum für die Betroffenen zu schaffen. Seit über 30 Jahren bietet der Verein therapeutische Unterstützung für Überlebende an und kann im ersten Halbjahr 2025 einen Anstieg der Therapiestunden um 11,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen. Bei Kindern und Jugendlichen lag der Anstieg sogar bei fast 20 Prozent. Die Zahl der betreuten Kinder stieg von 177 auf 210.

Aktuell kommen die Klientinnen und Klienten aus 59 unterschiedlichen Ländern. Doch das Bild trübt sich, wenn man die 443 Personen betrachtet, die auf Hilfe warten, teilweise bis zu einem Jahr auf einen dolmetschgestützten Einzeltherapieplatz. Nora Ramirez Castillo, stellvertretende Geschäftsführerin von Hemayat, macht deutlich: „Der Bedarf übersteigt die Möglichkeiten“. Zusätzliche finanzielle Mittel wären dringend vonnöten, um mehr Betroffene in Therapie zu bringen. Im Jahr 2024 konnten insgesamt 1.801 Überlebende, darunter 276 Minderjährige, bei Hemayat unterstützt werden.

Psychosoziale Unterstützung für Geflüchtete

Der Bedarf an psychosozialer Unterstützung ist nicht zuletzt durch die extremen Belastungssituationen während der Flucht gestiegen. Schätzungen zufolge haben 87 Prozent der geflüchteten Menschen traumatisierende Ereignisse wie Krieg, Verfolgung oder Zwangsrekrutierung erlebt. Die Trennung von Familienangehörigen und die Unsicherheiten bezüglich ihrer eigenen Sicherheit verstärken den Stress. Nach ihrer Ankunft sehen sich viele mit zusätzlichen Herausforderungen konfrontiert, wie Massenunterkünften, Gewaltgefahr und einer unklaren Aufenthaltsperspektive. Häufig führen diese Umstände zu einer höheren Häufigkeit psychischer Erkrankungen wie posttraumatischen Belastungsstörungen, Angststörungen und Depressionen im Vergleich zur allgemeinen Bevölkerung.

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, bieten psychosoziale Zentren, unterstützt durch den Paritätischen Gesamtverband, wichtige therapeutische Angebote. Diese beinhalten psychotherapeutische Sitzungen, sozialpädagogische Begleitung und Clearinggespräche zur Klärung individueller Bedürfnisse. Ein multidisziplinäres Team aus Fachkräften sorgt dafür, dass geflüchtete Menschen auch sprachlich unterstützt werden und von ihrer Ankunft bis zur Traumabewältigung betreut werden.

Gesicherte Rahmenbedingungen sind dabei unerlässlich, um eine erfolgreiche Therapie zu gewährleisten. Die Netzwerkarbeit und Qualifizierungsangebote sind ebenfalls wichtig, um die adäquate Versorgung von geflüchteten Personen zu fördern. Wie die Erfahrungen im Hemayat-Zentrum zeigen, „macht ein gutes Händchen“ in der Therapie den Unterschied für viele Betroffene. Ihre Geschichten und die Unterstützung, die sie erhalten, sind ein starkes Zeichen dafür, dass in Wien viel mehr getan werden kann und muss, um den Lücken in der psychosozialen Versorgung zu begegnen. Für mehr Informationen zu diesem Thema und über die Arbeit von Hemayat besuchen Sie die MeinBezirk, das ORF Wien sowie die Seite des Paritätischen Gesamtverbands.

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OrtColumbusgasse 28, 1100 Wien, Österreich
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