Wiener Mietmodell: Lehren für München und die EU?
Wiener Mietmodell: Lehren für München und die EU?
Wien, Österreich - Die Mieten in Wien erfreuen sich großer Beliebtheit und sind im Vergleich zu vielen deutschen Großstädten deutlich günstiger. Während die Mieter in München tief in die Tasche greifen müssen – dort liegt der durchschnittliche Quadratmeterpreis bei satten 19,60 Euro – kommen Wiener auf durchschnittlich 10,50 Euro pro Quadratmeter (Stand August 2024), wie Merkur berichtet.
Eine Delegation der Europäischen Union hat Wien als ein positives Beispiel für erfolgreichen sozialen Wohnungsbau identifiziert. Die Stadt erweist sich als Vorreiter in der Schaffung von leistbarem Wohnraum, in dem über 600.000 Menschen in insgesamt 220.000 städtischen Wohnungen und 200.000 öffentlich geförderten Wohnungen leben. Über 60% der Wiener Bevölkerung genießt somit die Vorteile von geförderten Mietwohnungen, was die Stadt zu einem Modell für andere europäische Hauptstädte macht.
Historie und Politik des Gemeindebaus
Der soziale Wohnungsbau in Wien hat eine lange Tradition, die nach dem Ersten Weltkrieg ihren Anfang nahm. Zwischen 1919 und 1934 wurden im sogenannten „Roten Wien“ 65.000 Wohnungen errichtet. Bürgermeister Michael Ludwig hebt die politische Kontinuität in diesem Bereich hervor, da seit den Zeiten des Faschismus sozialdemokratische Bürgermeister die Geschicke der Stadt lenken. Im Gegensatz zu vielen deutschen Städten, in denen Privatisierungen den Wohnungsmarkt kompliziert haben, ist in Wien kein Gemeindebau privatisiert worden, was als Vorteil angesehen wird, wie ZDF dokumentiert.
Im Jahr 2024 lebten schätzungsweise über 600.000 Wiener im Gemeindebau, der Vielfalt und Zusammenhalt in der Stadt fördert. Wien hat auch keinen sozialen Brennpunkt, was mitunter zur Einstufung als lebenswerteste Stadt weltweit beiträgt, ohne dass deutsche Städte in den Top Ten vertreten sind. Doch der soziale Wohnungsbau steht vor Herausforderungen, wie steigenden Baukosten und knappen Flächen, während die Renovierung bestehender Bestände oftmals drängt.
Aktuelle Rahmenbedingungen
Um eine geförderte Mietwohnung in Wien zu beziehen, müssen Singles ein jährliches Nettoeinkommen von maximal 60.000 Euro nachweisen und mindestens zwei Jahre in der Stadt gemeldet sein. Diese Voraussetzungen zeigen, dass Wien einen klaren Rahmen schafft, um den Zugang zu leistbarem Wohnraum sicherzustellen. Doch die EU-Ausschussvorsitzende Irene Tinagli warnt, dass es keine „Wunderwaffe“ im Kampf gegen Wohnraumprobleme gibt. Stattdessen sollte auf die Regulierung der Mietpreise und die Stärkung von Sozialwohnungen gesetzt werden.
In Deutschland ist die Situation im sozialen Wohnungsbau komplexer. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde dort der soziale Wohnungsbau als zentrale Maßnahme zur Schaffung von Wohnraum eingeleitet. Trotz dieser langen Tradition sah sich der Sektor in den 1980er- und 1990er-Jahren einem Rückgang gegenüber, gefolgt von einer Neuausrichtung in den letzten Jahren mit neuerlicher Förderung. Der Verband der Wohnungswirtschaft in Deutschland stellt das Wiener Modell jedoch als untauglich für die deutsche Realität dar, was den Austausch und die Zusammenarbeit in europäischen Wohnfragen erschwert, wie auf sozialer-wohnungsbau.de zusammengefasst wird.
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Ort | Wien, Österreich |
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