Menschenwelt übertrifft Natur: Unsere Technosphäre wächst rasant!
Menschenwelt übertrifft Natur: Unsere Technosphäre wächst rasant!
Wien, Österreich - Die Welt, wie wir sie kennen, wird immer schwerer – und das ist nicht nur physisch zu verstehen. Laut einer aktuellen Studie, koordiniert von der Universität für Bodenkultur (Boku) in Wien und der McGill University in Kanada, hat die Technosphäre, also die gesamte von Menschen geschaffene Infrastruktur, mittlerweile ein Gewicht von etwa einer Billion Tonnen erreicht. Das ist schlichtweg erstaunlich, denn es entspricht der gesamten lebenden Biomasse der Erde. Diese Feststellung kommt von Dominik Wiedenhofer, einem Experten der Boku, der feststellt, dass die Technosphäre jährlich um etwa drei Prozent wächst und damit die Entwicklung unserer gebauten Welt deutlich dasselbe Ausmaß erreicht wie die allen Lebewesen gemeinsame Masse.
Was genau umfasst die Technosphäre? Sie schließt nicht nur Gebäude und Straßen, sondern auch Maschinen und digitale Infrastruktur ein. Etwa die Hälfte der Masse stammt aus Gebäuden, während ein weiteres Drittel durch Verkehrsinfrastruktur wie Brücken oder Pipelines repräsentiert wird. Interessanterweise machen bewegliche Gegenstände wie Autos und Flugzeuge nur rund zwei Prozent der Gesamtmasse aus, deren Auswirkungen jedoch sind nicht zu unterschätzen. Diese mobilen Objekte tragen in erheblichem Maße zum Ressourcenverbrauch und zur Beeinträchtigung der Biodiversität sowie dem Klimawandel bei.
Die Herausforderung des Wachstums
Die quantitativen Erkenntnisse zur Technosphäre machen deutlich, dass ein schnelles und anhaltendes Wachstum dieser Sphäre eine Herausforderung für die planetaren Grenzen darstellt. Immer wieder zeigt sich, dass sich das Gewicht der Technosphäre seit 1900 etwa alle zwei Jahrzehnte verdoppelt hat. Auch in der Forschungsarbeit werden tiefgreifende Wechselwirkungen zwischen der Technosphäre und anderen Erdsphären analysiert. Diese Erkenntnisse sind besonders wichtig für die Entwicklung von Nachhaltigkeitsstrategien, denn sie beleuchten auch die Herausforderungen, die das Anthropozän, das „Zeitalter des Menschen“, mit sich bringt.
Dank innovativer Forschungsansätze können wir besser verstehen, wie menschliche Gesellschaften mit dem Erdsystem verbunden sind, wobei viele variable ökologische Bedingungen und Stoffströme eine Rolle spielen. Die interdisziplinäre Forschung geht den Fragen nach, wie diese Strukturen langfristige Veränderungen bewirken und welche Rückkopplungsschleifen es in den Wechselwirkungen gibt.
Ein neuer Blickwinkel auf die Technosphäre
In der Wissenschaft wird mit dem Begriff „Anthroposphäre“ oft der Bereich bezeichnet, in dem menschliches Handeln das Erdsystem beeinflusst. Neuere Studien schlagen nun vor, dass die Technosphäre als eigenständige Sphäre des Erdsystems klarer gefasst werden sollte. Dies schafft nicht nur neue Anknüpfungspunkte für die Klimaforschung, sondern hilft auch dabei, ressourcenschonende Strategien für die Zukunft zu entwickeln. Über das Konzept der Technosphäre hinaus werden auch die Engpässe und notwendigen Anpassungen für ein nachhaltigeres Leben betrachtet.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Projekt zur quantitativen Erfassung der Technosphäre nicht nur einen wissenschaftlichen Meilenstein darstellt, sondern auch dringenden Handlungsbedarf in der Planung und Nutzung unserer Ressourcen aufzeigt. Es ist ein Aufruf zum Umdenken – denn wir stehen vor der Herausforderung, das Gleichgewicht zwischen menschlichem Fortschritt und den Grenzen unseres Planeten zu finden. So bleibt die Frage: Wie gestalten wir unsere Zukunft, ohne die Erde über das Maß hinaus zu belasten?
Die detaillierten Ergebnisse und weiterführenden Informationen zu dieser Thematik sind in den entsprechenden Studien nachzulesen, die von der Universität für Bodenkultur veröffentlicht wurden. Weitere Einblicke in das Zusammenspiel von Technosphäre und Erdsystem bietet das Max-Planck-Institut.
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Ort | Wien, Österreich |
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