Kolonialismus am Fensterbrett: Exotische Pflanzen im Weltmuseum Wien

Erleben Sie die Ausstellung "Kolonialismus am Fensterbrett" im Weltmuseum Wien, die bis Mai 2026 exotische Pflanzen und ihre Geschichte präsentiert.
Erleben Sie die Ausstellung "Kolonialismus am Fensterbrett" im Weltmuseum Wien, die bis Mai 2026 exotische Pflanzen und ihre Geschichte präsentiert. (Symbolbild/MW)

Kolonialismus am Fensterbrett: Exotische Pflanzen im Weltmuseum Wien

Wien, Österreich - Im Weltmuseum Wien wird vom 28. Mai 2025 bis zum 25. Mai 2026 eine faszinierende Ausstellung mit dem Titel „Kolonialismus am Fensterbrett“ zu sehen sein. Diese Ausstellung beleuchtet die interessante Geschichte von zehn beliebten Zimmer- und Balkonpflanzen, darunter die Zimmertanne, Birkenfeige, Aloe Vera und viele andere. Jede der Pflanzen erzählt eine eigene Geschichte über ihre Herkunft und die Menschen, die sie entdeckten und verbreiteten. Besonders spannend ist, dass viele dieser Pflanzen außerhalb Europas heimisch sind. Für jene, die mehr über die Biografien dieser „Exoten“ erfahren möchten, ist der Besuch dieser Schau ein Muss.

Die Ausstellung, kuratiert von Bettina Zorn, betrachtet die Rolle von Botaniker:innen und Pflanzenjägern seit dem 17. Jahrhundert, die sich auf die Suche nach Heil- und Nutzpflanzen begaben. Exotische Pflanzen dienten damals oft als Statussymbole für den Adel und die Oberschicht. Ein Beispiel ist die Grünlilie, welche Johann Wolfgang von Goethe schätzte und die im höfischen Ambiente Einzug hielt. Ein weiterer Star ist die Zimmertanne, die 1774 von James Cook im Pazifik entdeckt und nach Europa gebracht wurde.

Die Pflanzen als Zeitzeugen

Interessanterweise zeigt die Ausstellung auch, dass die Usambaraveilchen ihren Weg durch eine deutsche Ostafrika-Expedition nach Europa fanden. Diese Verflechtungen machen den Einfluss des Kolonialismus auf die Botanik und die Betrachtung von Pflanzen in Europa deutlich. Aber wie sehen die Wurzeln dieser Verbindungen aus? Laut der Geschichte der Anthropologischen Gesellschaft in Wien, gegründet 1870, ist die Wechselwirkung zwischen den Kulturen tief verwurzelt. Diese Gesellschaft war maßgeblich an der Gründung eines anthropologisch-urgeschichtlichen Museums beteiligt, das 1889 eröffnet wurde und eine Abteilung für Ethnologie und Anthropologie umfasste.

Das Museum war ein Produkt der kolonialen und ethnographischen Sammlungen, die trotz der fehlenden Kolonialmacht Österreich-Ungarns immer mehr an Bedeutung gewannen. So wurde beispielsweise eine umfangreiche Sammlung aus dem Königreich Benin, die von britischen Truppen erbeutet wurde, als Geschenk in das Museum integriert. Hier werden die Samen des Kolonialismus sichtbar, die auch im Umgang mit Pflanzen ihren Einfluss hinterlassen haben.

Ein neuer Blick auf die Geschichte

Doch wie hat sich die Sichtweise auf Kolonialgeschichte und Wissenschaft im Laufe der Zeit verändert? Seit den 1980er Jahren haben kritische Stimmen aus den einst kolonialisierten Ländern mehr Gehör gefunden. Historiker:innen untersuchen heute nicht nur die Rolle Europas im Kolonialismus, sondern auch die wertvolle Expertise kolonialisierter Menschen. Diese Überlegungen eröffnen neue Perspektiven auf die Pflanzen, die uns umgeben, und verdeutlichen, dass Wissen nicht exklusiv europäisch ist. Ein prägnantes Beispiel ist die Kartografie – während der britischen Kolonialzeit wurde lokales Wissen über Pflanzen und Landkarten oft ignoriert oder nicht ausreichend gewürdigt.

Mit der Ausstellung „Kolonialismus am Fensterbrett“ leistet das Weltmuseum Wien einen bedeutenden Beitrag zur kritischen Auseinandersetzung mit diesen Themen. Besucher:innen erwartet ein vielfältiges Programm, das nicht nur die Schönheit der Pflanzenwelt feiert, sondern auch die Geschichten hinter den Fensterpflanzen thematisiert. Botanische Vielfalt bereichert unsere privaten und öffentlichen Räume, und diese Ausstellung lädt dazu ein, über unseren Umgang mit Pflanzen nachzudenken.

Weitere Informationen zur Ausstellung finden Sie auf den Seiten von ORF und dem Weltmuseum Wien, sowie zur historischen Kontextualisierung auf bpb.de.

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OrtWien, Österreich
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