Missstände im Wiener Jugendstrafvollzug: Kritik und fehlende Lösungen!

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Missstände im Jugendstrafvollzug der JA Josefstadt in Wien: Kinder- und Jugendanwalt kritisiert Bedingungen und neue Haftplatzprobleme.

Missstände im Jugendstrafvollzug der JA Josefstadt in Wien: Kinder- und Jugendanwalt kritisiert Bedingungen und neue Haftplatzprobleme.
Missstände im Jugendstrafvollzug der JA Josefstadt in Wien: Kinder- und Jugendanwalt kritisiert Bedingungen und neue Haftplatzprobleme.

Missstände im Wiener Jugendstrafvollzug: Kritik und fehlende Lösungen!

Die Jugendstrafvollzugsanstalt (JA) Josefstadt in Wien gerät immer mehr ins Kreuzfeuer der Kritik. Die Wiener Kinder- und Jugendanwaltschaft (KIJA) hat auf alarmierende Missstände aufmerksam gemacht, die die Lebensqualität der dort inhaftierten Jugendlichen massiv beeinträchtigen. Vor allem die miserable Versorgung und fehlende Freizeitangebote stehen im Fokus. So wurde im vergangenen Jahr das Abendessen für die jungen Insassen bereits um 13:30 Uhr ausgegeben, was bei den Betroffenen für Unmut sorgt, wie Puls24 berichtet.

Die Probleme in der JA Josefstadt sind ebenso gravierend wie vielschichtig. Jugendliche hatten nach Auskunft der KIJA nur zweimal pro Woche Zugang zu Duschen aufgrund unzureichendem Warmwasser. Zudem klagten Insassen über übermäßige Einsätze und Beschimpfungen durch nicht speziell ausgebildete Justizwachebeamte. Die Gespräche, die für den Jahresbericht 2024 mit rund 40 Insassen geführt wurden, bestätigen unmissverständlich: Es mangelt an Freizeit- und Beschäftigungsangeboten, während die Einschlusszeiten unnötig lang sind.

Der Umzug ins neue Jugendgefängnis

Ein Lichtblick zeichnet sich jedoch am Horizont ab: Ab Januar 2025 sollen die jugendlichen Insassen in das neue Jugendgefängnis am Münnichplatz in Simmering verlegt werden. Dieses soll bis Jahresende in den Vollbetrieb gehen. Doch hier gibt es ebenfalls Grund zur Besorgnis. Die JA Münnichplatz, die bis vor kurzem noch eine Baustelle war, weist laut KIJA „strukturelle Probleme“ auf. So ist die Infrastruktur zur Freizeitgestaltung größtenteils noch nicht fertiggestellt; sogar der geplante Sporthof war Ende Juni noch brach.

Das neue Gefängnis ist für 72 männliche Häftlinge im Alter von 14 bis 18 Jahren konzipiert, jedoch ist auch dieses noch nicht ausreichend ausgestattet. Hinzu kommt der akute Mangel an Personal seitens der Justizwache, was die Betreuungsmöglichkeiten stark einschränkt. Besonders frappant ist, dass die Mädchen in Haft benachteiligt sind: Es gibt keine eigene Abteilung für weibliche Jugendliche in der JA Josefstadt, weshalb sie mit erwachsenen Frauen untergebracht werden, was gegen das Trennungsgebot verstößt.

Gesamtzustand des Jugendstrafvollzugs

Die Situation im österreichischen Jugendstrafvollzug ist nach Auffassung der Volksanwaltschaft prekär und katastrophal. Jugendabteilungen in den Justizanstalten Linz und St. Pölten mussten bereits aufgelöst werden, da es nicht genügend Haftplätze für Erwachsene gibt. Dies hat zur Folge, dass in der JA St. Pölten fünf Jugendliche im Erwachsenenbereich untergebracht sind, während ein 16-Jähriger in der JA Wiener Neustadt in einem Zehn-Personen-Haftraum leben muss. Auch dies macht deutlich, wie drängend eine Reform notwendig ist.

Das Justizministerium unter der Leitung von Anna Sporrer (SPÖ) hat eine Prüfung der Vorwürfe veranlasst. Es wird betont, dass Jugendliche eigentlich von Erwachsenen getrennt untergebracht werden sollten. Aufgrund der Überbelegung sei dies jedoch oft nicht möglich, was die Resozialisierung der Jugendlichen stark gefährdet. Die Verantwortung für Unterricht und Bildung der Insassen liegt weiterhin beim alten Standort in der JA Josefstadt, was zusätzlich Problemstellungen mit sich bringt.

Ein Ende der Missstände im Jugendstrafvollzug scheint also noch in weiter Ferne, und es besteht dringender Handlungsbedarf, um die Lebensumstände der Jugendlichen zu verbessern. Die KIJA bleibt am Ball, und es bleibt zu hoffen, dass die geplanten Änderungen nicht nur auf dem Papier bestehen bleiben. Die Gesellschaft hat hier die Pflicht, auf die Rechte der jungen Menschen zu achten und ihnen eine faire Chance auf Resozialisierung zu bieten, wie auch Vienna.at feststellt.

Für eine nachhaltige Lösung dieser Problematik sind nicht nur mehr Mittel und Ressourcen erforderlich, sondern auch eine engagierte öffentliche Diskussion, die vor allem die Erfahrung und die Bedürfnisse der_innen hinter Gittern ernst nimmt.