Burgtheater in der Krise: Neue Inszenierungen spalten die Gemüter!

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Am 27.10.2025 beleuchtet eine kritische Inszenierung von Bernhards "Der Theatermacher" im Theater in der Josefstadt aktuelle Regietrends.

Am 27.10.2025 beleuchtet eine kritische Inszenierung von Bernhards "Der Theatermacher" im Theater in der Josefstadt aktuelle Regietrends.
Am 27.10.2025 beleuchtet eine kritische Inszenierung von Bernhards "Der Theatermacher" im Theater in der Josefstadt aktuelle Regietrends.

Burgtheater in der Krise: Neue Inszenierungen spalten die Gemüter!

In der Wiener Theaterlandschaft bewegt sich derzeit viel, doch das renommierte Burgtheater kämpft, an frühere Erfolge anzuknüpfen. Gerade Werke von Thomas Bernhard und Werner Schwab, die einst als unverzichtbare Provokateure gegen Bürgerlichkeit und eine verlogene Öffentlichkeit galten, stößt bei der neuen Regiegeneration auf wenig Begeisterung. Jüngere Regisseurinnen und Regisseure zeigen oft Desinteresse oder treiben gar einen spöttischen Umgang mit diesen klingenden Namen. Das beschreibt Welt.de.

Aktuell inszeniert Therese Willstedt Bernhards „Auslöschung. Ein Zerfall“ am Burgtheater, doch die Aufführung kommt bei dem Publikum nicht wirklich an. Sie schafft eine große Distanz zum Text und wird als ironisch und belanglos kritisiert – das innere Geschehen bleibt auf der Strecke. Im Gegensatz dazu hatte Julien Gosselin vor zwei Jahren mit einem ernsteren Zugang zu „Auslöschung“ für Aufsehen gesorgt. Auch Schwabs „Volksvernichtung oder meine Leber ist sinnlos“, ebenfalls unter Willstedts Regie, präsentiert sich farbenfroh und harmlos, was dem ernsthaften Thema nicht gerecht wird. Ein emotionaler „Vibe Shift“ scheint sich abzuzeichnen: Negative Gefühle scheinen ein Relikt vergangener Zeiten zu sein.

Ein Blick zurück auf Bernhards Werk

„Auslöschung. Ein Zerfall“ ist nicht nur ein Stück Theater, sondern auch Bernhards letzter Roman, der 1986 veröffentlicht wurde. Der Ich-Erzähler Franz-Josef Murau, der nach einem tragischen Unfall seine Familie verliert, reflektiert über sein Leben und seine Wurzeln. Die Inszenierung am Burgtheater wird mit Musik untermalt und präsentiert das rund 650 Seiten lange Werk in etwa drei Stunden, wobei die typischen stilistischen Mittel Bernhards erhalten bleiben. Die Bühne, gekonnt rot tapeziert von Mårten K. Axelsson, gesetzt in einem dramatischen Kontrast zu den Themen des Textes, bringt zudem Kostüme wie Dirndl und Priestersoutanen mit sich, und die Schauspieler scheinen in ihrer Darstellung des Hauptcharakters eine gewisse Wechselhaftigkeit vorzunehmen. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung weist darauf hin, dass die Inszenierung auch dichte Bezüge zur österreichischen Geschichte nach dem Dritten Reich herstellt.

Währenddessen steht am Akademietheater die Neuinszenierung von Schwabs „Volksvernichtung oder meine Leber ist sinnlos“ in den Startlöchern. Das Stück ist bekannt für lokale Ausdrücke und skurrile Satzkonstruktionen und erzählt von der Unverträglichkeit dreier verfeindeter Hausparteien, deren Konflikte zu Vergiftungen führen. Hier brilliert Stefanie Reinsperger in der Rolle des Herrn Wurm, einem Alter Ego von Schwab, während Franziska Hackl als Frau Grollfeuer das Publikum begeistert.

Der Theatermacher: Ein anderer Zugang

Wer das Beste aus Bernhards Werk erleben möchte, sollte sich „Der Theatermacher“ ansehen, ein Stück, das Matthias Hartmann, der frühere Direktor des Burgtheaters, am Theater in der Josefstadt inszeniert. Hartmann und der Hauptdarsteller Föttinger bringen die Widersprüchlichkeit der Bernhardschen Charaktere eindringlich zur Geltung und thematisieren die Schattenseiten der Kunst. Anders als in Willstedts Inszenierungen wird hier Ambivalenz und Ernsthaftigkeit vermittelt, unterlegt mit choreografierten Tanzszenen, die historische Schatten aufgreifen.

Die unterschiedlichen Ansätze machen eines deutlich: Die Auseinandersetzung mit Bernhards und Schwabs Werk bleibt ein heißes Eisen in der Wiener Theaterkultur, auch wenn die Inszenierungen des Burgtheaters derzeit vielleicht verhalten aufgenommen werden. Die Frage bleibt, ob der kontroverse Zugang der neuen Regiegeneration dem Erbe dieser großen Autoren gerecht wird oder ob es einer grundlegenden Neuausrichtung bedarf, um das Publikum zu erreichen und erneut zu begeistern.