Gedenken an die Novemberpogrome: Flammen, Tränen und Erinnerungen in Wien
Historiker Wolfgang Schellenbacher erinnert an die verheerenden Novemberpogrome 1938 in Wien, die das jüdische Leben massiv beeinflussten.

Gedenken an die Novemberpogrome: Flammen, Tränen und Erinnerungen in Wien
Am 9. November 2025 gedenken wir der Novemberpogrome von 1938, einem der dunkelsten Kapitel in der Geschichte Wiens. Historiker Wolfgang Schellenbacher vom Dokumentationszentrum der österreichischen Widerstandbewegung (DÖW) erinnert an die schrecklichen Ereignisse, die das Leben der jüdischen Bevölkerung nachhaltig veränderten. An diesen Tagen brannten nicht nur Synagogen, sondern es fanden auch mehr als 6.000 Verhaftungen statt.
Was war der Auslöser für diese grausamen Ausschreitungen? Am 7. November 1938 erschoss der polnische Jude Herschel Grynszpan den deutschen Diplomaten Ernst von Rath. Dieses Attentat wurde von Joseph Goebbels instrumentalisiert, um einen Vorwand für brutale Übergriffe auf die jüdische Bevölkerung zu schaffen. Die SS- und SA-Truppen griffen in der Früh des 9. November in Wien an, plünderten jüdische Geschäfte, verwüsteten Wohnungen und brachten Männer, Frauen und Kinder in provisorische Haftanstalten.
Die traurige Bilanz: Fast 6.500 Menschen wurden verhaftet, davon nahezu 4.000 in das Konzentrationslager Dachau geschickt.
Ein erschütternder Anstieg von Suiziden
Die Pogrome hinterließen eine Welle der Verzweiflung. Historiker berichten von einer signifikanten Zunahme an Suiziden innerhalb der jüdischen Gemeinschaft, die sich in ihrer Lebensgrundlage bedroht fühlte. Viele der betroffenen Menschen sahen in einem zunehmenden Gefühl der Ohnmacht und Hoffnungslosigkeit keine weitere Perspektive mehr. Oft handelt es sich dabei um hochbetagte Personen und Frauen, die durch die Schrecken des „Dritten Reiches“ stark belastet waren.
Gleichzeitig wurden wichtige kulturelle Spuren der jüdischen Bevölkerung in Wien verwischt und das einst blühende jüdische Leben wurde nahezu unsichtbar.
Wie ergreifend sich die Ereignisse tatsächlich anfühlten, merkt man auch an den vielen Berichten über Menschen, die alles verloren hatten und deren Schicksal oft bis in die Gegenwart nachhallt. Veranstaltungen zum Gedenken finden auch in diesem Jahr statt, darunter ein besonderer Abend im Barocksaal des alten Rathauses am 9. November, wo an die Menschen erinnert wird, die in die Flammen gingen, um die wertvollen Gesetzesrollen zu retten – eine Hommage an ihren Mut und ihre Hingabe.
Die Novemberpogrome sind nicht nur ein historisches Ereignis, sondern ein Mahnmal für uns alle, die schrecklichen Lektionen der Geschichte nicht zu vergessen. Die ständige Erinnerung an diese Ereignisse ist wichtig, um sicherzustellen, dass sich solch grausame Ausschreitungen niemals wiederholen. Es bleibt zu hoffen, dass solche Gedenkevents und Rückblicke weiterhin dazu beitragen, das Bewusstsein für die oft vergessene Geschichte der jüdischen Bevölkerung in Wien und darüber hinaus zu schärfen.
Dank den Erinnerungen von Historikern wie Wolfgang Schellenbacher bleibt die Geschichte lebendig. Wir dürfen nicht versäumen, die Stimmen der Vergangenheit zu hören und uns für eine tolerante Zukunft einzusetzen. Gemeinsam können wir ein Zeichen setzen und ein Umdenken anstoßen.
Ein herzliches Dankeschön an meinbezirk.at sowie an juedischesmuseum.de für die wertvollen Informationen, die uns helfen, die Geschehnisse von 1938 in Erinnerung zu rufen.