Frauen müssen in Wien für Toiletten zahlen: Ist das Diskriminierung?

Frauen müssen in Wien für Toiletten zahlen: Ist das Diskriminierung?

Wien, Österreich - In Wien sorgt die Nutzung öffentlicher Toiletten für einen immer wieder aufziehenden Diskussionsnebel. Wie meinbezirk.at berichtet, müssen vor allem Frauen in renommierten Lagen wie dem Rathausplatz oder am Pier 22 für den Zugang zu öffentlichen Kabinen 50 Cent berappen. Männer hingegen genießen den Vorteil kostenloser Pissoirs, die den meisten von ihnen den Weg zum Klo umsonst ermöglichen. Diese Praxis hat die Gleichbehandlungsanwaltschaft auf den Plan gerufen, die diese Diskrepanz als diskriminierend empfindet.

Ungleichheit und Diskriminierung

Insgesamt gibt es in der Bundeshauptstadt 164 öffentliche Toiletten, von denen mehr als 30 kostenpflichtige Kabinen sind. Diese Regelung gilt insbesondere für die von der Magistratsabteilung für Abfallwirtschaft (MA 48) betriebenen Anlagen. Laut dieser Behörde wird das Benützungsentgelt vor allem zur Deckung der Reinigungs- und Aufsichtskosten erhoben. Während das Benutzungsentgelt für die Toiletten unter der Aufsicht von MA 48 gilt, gibt es in Anlagen von MA 45 (Wiener Gewässer) andere Regelungen.

Ein weiterer Punkt, der in der Diskussion angesprochen wurde, ist der Zugang für Kinder bis 14 Jahre sowie Menschen mit Behinderungen, die in den betreuten Toiletten kostenlos auf die Kabinen dürfen. Außerhalb der Betriebszeiten sind die Toiletten sogar für alle kostenlos.

Die Diskussion über die ungleiche Handhabung von Toilettennutzungsgebühren zieht sich bereits seit 2010 durch die Stadt, ohne dass es bisher zu nennenswerten Änderungen gekommen ist. Die MA 48 plant jedoch eine Überprüfung der Situation, was den Betroffenen Hoffnung macht.

Unisex-Toiletten als Lösung?

Doch nicht nur in Wien gibt es Überlegungen zur Verbesserung der Toilettensituation. Auch in Deutschland, wie transinterqueer.org feststellt, wird die Einrichtung von Unisex-Toiletten vorangetrieben, um eine diskriminierungsfreie Nutzung zu ermöglichen. Diese Diskussion zieht sich auch durch die europäischen Nachbarländer, wo öffentliche Toiletten oft geschlechtergetrennt sind – was nicht-binäre, intergeschlechtliche und transgeschlechtliche Personen stark ausschließt.

Unisex-Toiletten könnten eine gute Lösung bieten, indem sie Raum für alle Geschlechter schaffen und die Nutzung für Väter mit ihren Kindern erleichtern. Bisherige Erfahrungen zeigen, dass in Unisex-Anlagen, wie etwa in Hamburg, das Bedürfnis nach Privatsphäre und Sauberkeit auf beiden Seiten ähnlich hoch geschätzt wird, ohne dass es zu vermehrten Nennungen von Problemen kam.

Zukünftige Überlegungen

Die Vorteile von Unisex-Toiletten sind klar: Sie könnten nicht nur Diskriminierung abbauen, sondern auch dazu beitragen, den Zugang zu öffentlichen Sanitärräumen zu vereinfachen. In Neubauten wird mittlerweile verstärkt empfohlen, geschlechtsneutrale Einzeltoiletten einzuplanen, um den Anforderungen einer vielfältigen Gesellschaft gerecht zu werden.

Ein Blick nach Deutschland zeigt, dass seit der Einführung des Geschlechtseintrags „divers“ im Jahr 2018 auch dort präventive Maßnahmen zur Vermeidung von Diskriminierung angestoßen wurden. Die rechtlichen Rahmenbedingungen sind jedoch noch nicht überall klar definiert.

In diesem Kontext wird es spannend zu beobachten, ob und wie sich die Toilettensituationen in Wien verändern werden. Das Bedürfnis nach einer fairen, gerechten Lösung ist da – jetzt liegt es an den verantwortlichen Stellen, die richtigen Weichen zu stellen.

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OrtWien, Österreich
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