Abriss am Elterleinplatz: Hernals kämpft gegen die Vergänglichkeit!
Elterleinplatz 8 in Hernals wird 2026 abgerissen, um Platz für die U-Bahn-Linie U5 zu schaffen. Bewohner zeigen Kreativität und Hoffnung.

Abriss am Elterleinplatz: Hernals kämpft gegen die Vergänglichkeit!
In Hernals steht ein großer Umbruch bevor: Am Elterleinplatz 8 wird bald ein Gebäude abgerissen, um Platz für eine neue U-Bahn-Station der Linie U5 zu schaffen. Dieses Vorhaben lässt die Bewohner:innen auf eine nicht ganz so fröhliche Zukunft blicken, denn das Gründerzeithaus, das rund zwanzig Mietparteien, eine Kindergruppe sowie sechs kunstvoll geführte Geschäfte beherbergt, wird somit seinem Schicksal übergeben. Der Abriss ist für nächstes Jahr angesetzt und die Atmosphäre im Viertel wird bereits heute als trist empfunden, so berichten zahlreiche Anwohner, die befürchten, ihre gewohnten Plätze zu verlieren. Das Ensemble leuchtet jedoch auch in tristen Zeiten: Um dem Ort ein wenig Farbe zu verleihen, haben engagierte Kinder das Innere des Gebäudes bunt bemalt – ein kreatives Zeichen der Hoffnung in einer so aussichtslosen Situation, wie MeinBezirk verdeutlicht.
Ein kurzer Blick auf die örtlichen Gegebenheiten zeigt, dass der Elterleinplatz nicht nur Schauplatz des Abrisses ist, sondern auch ein wichtiges Drehkreuz für zwei Straßenbahnlinien in Hernals darstellt. Das stark frequentierte Gründerzeithaus hat einen festen Platz in der Community, wo sogar der Kebabladen und der Handyshop einander in einträglicher Nachbarschaft unterstützen. Die Geschäftszeile ist vollständig belegt – eine Ausnahme in Hernals, wie die Augustin anmerkt. Doch der ursprüngliche Charme geht bald verloren, denn die Wiener Linien befürworten den Abriss „aus baulichen Gründen“, ohne dabei jedoch nachvollziehbare Studien oder Expertise vorzulegen.
Hintergründe und Kontroversen
Die Entscheidung, das Gebäude abzureißen, wurde erst im Mai 2024 den Bewohner:innen und Betroffenen mitgeteilt, obwohl die Idee für die U-Bahn-Strecke bereits seit 1992 besteht. Die Wiener Linien haben das Haus im Februar 2024 für stolze 8,9 Millionen Euro erworben, nachdem massive Drohungen gegen die Eigentümerin ausgesprochen wurden. Das zieht viele kritische Stimmen nach sich: Bezirksvorsteher Peter Jagsch von der SPÖ gibt an, dass alle politischen Parteien in Hernals bereits seit Oktober 2022 von den Plänen Kenntnis hatten. Das wird jedoch von der Opposition vehement bestritten.
Die Bewohner:innen müssen sich nun auf die Verhandlungen mit den Wiener Linien einstellen, die zum Teil als „lächerlich niedrig“ empfunden werden; so bieten die Wiener nur drei Monatsmieten als Entschädigung an. Eine Kleinunternehmerin hat sich bereits juristischen Rat eingeholt, um sich gegen den Abriss zu wehren, da noch kein offizieller Abrissbescheid vorliegt. Dieser würde den betroffenen Nutzer:innen die Möglichkeit geben, rechtlich gegen die Entscheidung vorzugehen und auch auf die Akten der Wiener Linien zuzugreifen. Ein Gerichtsprozess könnte sich in die Länge ziehen und somit die U5-Pläne ordentlich ins Stocken bringen, so die Befürchtungen der Anwohner.
Ein Blick nach Berlin und die Baupolitik
Tatsächlich zeigt eine aktuelle Diskussion in der Stadtentwicklung, die auch über Wien hinausgeht, dass der Umbau und die Sanierung alter Gebäude anstatt der Abrisspraxis dringend gefordert werden. In Berlin sehen sich Aktivist:innen mit ähnlichen Problemen konfrontiert, wo Abrisse zugunsten neuer Bauprojekte im Vordergrund stehen. Kritiker warnen, dass dies zu teurem Wohnraum führt und appellieren an die Politik, bestehende Strukturen zu revitalisieren, statt leerstehende Flächen zu schaffen. Ähnlich wie dort, könnte auch in Wien eine Diskussion über die Nutzbarkeit von Gebäuden angestoßen werden, anstatt vorschnelle Abbruchentscheidungen zu fällen, was die nd aktuell hervorgehoben hat.
Für die Menschen am Elterleinplatz 8 bleibt zu hoffen, dass ihre Stimmen Gehör finden, bevor das Kapitel dieses kreativen Ortes endgültig geschlossen wird. Während sich die Baupläne weiterentwickeln, bleibt die Frage offen: Wieviel Platz braucht der Wandel, und unter welchen Bedingungen ist er tatsächlich nachhaltig?