Wien im Flugchaos: Droht auch Ryanair das Aus?
Wizz Air schließt seine Basis in Wien, während Ryanair über Rückzug spekuliert. Hohe Kosten am Standort als Grund.

Wien im Flugchaos: Droht auch Ryanair das Aus?
Die Wiener Luftfahrtbranche steht vor unruhigen Zeiten: Nachdem Wizz Air am 10. September 2025 angekündigt hat, seine Basis in Wien aufzugeben, brodelt es jetzt auch um das weitere Schicksal von Ryanair. Der irische Billigflieger denkt offenbar über bedeutende Einschränkungen seines Angebots ab Wien nach, was für das Management des Vienna International Airport besorgniserregende Aussichten mit sich bringt.
Wizz Air wird seine Aktivitäten in zwei Phasen einstellen: Am 26. Oktober 2025 werden schon zwei Flugzeuge abgezogen und die Strecken nach Bilbao und London-Gatwick gestrichen. Der endgültige Ausstieg erfolgt dann am 15. März 2026, wenn die restlichen drei Maschinen abgezogen werden. Die Entscheidung hat große Auswirkungen, denn Wizz Air betreibt momentan fünf Airbus A321neo und fliegt 28 Routen in 20 Länder. Das Unternehmen begründet diesen Schritt mit den stark gestiegenen Kosten für Flughafengebühren, Steuern und Bodenabfertigung, die einfach nicht mehr mit dem Geschäftsmodell eines Ultra-Billigfliegers vereinbar sind.
Ryanair in der Zwickmühle
Die Gerüchte über Ryanair mehren sich: Brancheninsider berichten, dass der irische Billigflieger möglicherweise einige Verbindungen streichen oder sein Angebot sogar ganz einstellen könnte. Die genauen Pläne bleiben jedoch im Dunkeln, da Ryanair selbst bislang keine offizielle Stellungnahme abgegeben hat. Eine Pressekonferenz, die am kommenden Mittwoch stattfinden soll, könnte mehr Licht ins Dunkel bringen. Der Geschäftsführer von Laudamotion, Andreas Gruber, schloss sich dem Schweigen an und verwies ebenfalls auf die bevorstehende Pressekonferenz mit Konzernchef Michael O’Leary.
Die Gründe für Wizz Airs Rückzug sind vielfältig, doch ein besonders kritischer Punkt ist die staatliche Flugabgabe in Wien, die als problematisch angesehen wird. Während in Nachbarländern wie Ungarn oder der Slowakei keine solchen Abgaben existieren, erhöhen sie die Wettbewerbsnachteile für die Airlines in Österreich erheblich.
Wettbewerbsfähigkeit der Luftfahrtbranche
Um den Herausforderungen entgegenzuwirken, hat der Flughafen Wien angekündigt, die Tarife für Airlines ab Januar 2026 um bis zu fünf Prozent zu senken. Die Geschäftsführung erhofft sich dadurch eine Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Standorts, akut benötigt angesichts dieser Entwicklungen.
Doch die Herausforderungen gehen über individuelle Airlines hinaus. Die gesamte europäische Luftfahrtindustrie steht vor einem Wandel: Ab Januar 2025 müssen alle Flüge innerhalb der EU einen Mindestanteil von 2 Prozent nachhaltigen Flugkraftstoffen (SAF) tanken. Diese Quote wird bis 2050 schrittweise auf 70 Prozent erhöht. Allerdings ist das teuer, da SAF derzeit 3 bis 5 Mal mehr kostet als traditionelles Kerosin. Auch die Verfügbarkeit von SAF wirft Fragen auf, was auf der IATA WOCE Konferenz in Rom angesprochen wurde. Die Branche fordert staatliche Subventionen, um die international Wettberbsfähigkeit zu stärken und den Übergang zu nachhaltigen Kraftstoffen zu erleichtern.
Auf die Wiener Luftfahrt warten also spannende, aber auch herausfordernde Zeiten. Die weitere Entwicklung bleibt abzuwarten, und es bleibt zu hoffen, dass Wien weiterhin ein attraktiver Standort für Fluggesellschaften bleibt – und wir als Passagiere nicht auf das eine oder andere Reiseziel verzichten müssen.