Kino Handl: Abriss und neue Wohnungen – Erinnerungen an Wiens Kulturort

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Der Abriss des Kino Handl in Rudolfsheim-Fünfhaus ist abgeschlossen. Historische Entdeckungen würdigen die Kinokultur Wiens.

Der Abriss des Kino Handl in Rudolfsheim-Fünfhaus ist abgeschlossen. Historische Entdeckungen würdigen die Kinokultur Wiens.
Der Abriss des Kino Handl in Rudolfsheim-Fünfhaus ist abgeschlossen. Historische Entdeckungen würdigen die Kinokultur Wiens.

Kino Handl: Abriss und neue Wohnungen – Erinnerungen an Wiens Kulturort

Das Kapitel über das legendäre „Kino Handl“ in Rudolfsheim-Fünfhaus ist nun endgültig geschlossen. Mit dem Abschluss der Abrissarbeiten am 6. Oktober 2025 wird der Ort, der über 65 Jahre als kultureller Anlaufpunkt diente, einer neuen Wohnanlage weichen. An der Äußeren Mariahilfer Straße entstehen künftig 62 Wohnungen sowie zwei Geschäftslokale, die das Stadtbild neu prägen werden.

Engagierte Bürger, allen voran Friedrich Engl und Luka Šola, haben einen öffentlichen Aufruf ins Leben gerufen, um den ehemaligen Kulturort zu würdigen. Gesucht werden persönliche Erinnerungen, alte Kinokarten, Fotos oder Geschichten vom Kino Handl. Zwar sind keine persönlichen Erinnerungsstücke eingegangen, jedoch wurden historische Entdeckungen gemacht, wie die an der Kinobetreiberin Irma Handl. Sylvia Platzer bewies mit ihrer Recherche in den Archiven ein gutes Händchen und fand ein Foto von der einflussreichen Persönlichkeit der Wiener Kinoszene, die von 1911 bis 1976 das Kino leitete.

Ein Stück Geschichte

Irma Handl, geboren 1870 als Maria Hahnl, spielte eine bedeutende Rolle in der Kinokultur Wiens. Unter ihrer Ägide erlebte das Kino Handl, das 1908 eröffnet und 1911 an die Mariahilfer Straße 160 verlagert wurde, zahlreiche Um- und Anbauten, wodurch es Platz für bis zu 700 Besucher bot. Mit seinen günstigen Sitzplätzen und Logen zählte es zu den Hotspots der Wiener Kinowelt. Die Mariahilfer Straße war Anfang des 20. Jahrhunderts eine der bedeutendsten „Kinostraßen“ mit fünf Kinos bereits im Jahr 1909.

Besonders bemerkenswert ist ein künstlerisch gestalteter Bauzaun, der an den historischen Ort erinnert und von Mitarbeitern des Bezirksmuseums sowie anderen Beteiligten entworfen wurde. Dieser Bauzaun enthält nicht nur historische Informationen zum Kino Handl, sondern lädt Passanten auch dazu ein, in die bewegte Geschichte des Ortes einzutauchen.

Ein Erbe, das bleibt

Nach der Fertigstellung des Neubaus ist eine Gedenktafel geplant, die an Irma Handl und ihre Verdienste für die Wiener Filmkultur erinnern soll. Die Ausstellung über die Handl-Familiengeschichte, die aktuell zugänglich ist, trägt ebenfalls dazu bei, dass das Erbe dieser außergewöhnlichen Persönlichkeit nicht in Vergessenheit gerät.

Das Archiv des Wiener Stadt- und Landesarchivs hat sich der Erschließung der Geschichte des Kinos Handl angenommen. Die Akten aus den Jahren 1909 bis 1937 wurden 2018 neu geordnet. Verantwortlich dafür waren Claudia Pieler und ein Team aus Praktikanten, die sich dem historischen Erbe der Kinos in Wien widmeten. Die vollständige Erschließung der Dokumente ist für Interessierte online zugänglich und bietet Einblick in die wechselvolle Geschichte des Kinos, das über mehr als sechs Jahrzehnte hinweg das cineastische Leben der Stadt prägte. Für die Reproduktion von Archivmaterial gelten faire Bedingungen, und die digitalen Bestände sind für nichtkommerzielle Zwecke frei zugänglich, was eine wertvolle Ressource für Geschichtsforscher darstellt.

Die Erinnerung an das Kino Handl wird also in anderer Form weiterleben, während an seiner Stelle modernes Wohnen Einzug hält. Ein Neuanfang für einen alten Ort, der vielen Wienern und Wienern sicher immer in Erinnerung bleiben wird.

Weitere Informationen finden Sie in den Berichten von MeinBezirk, GeschichteWiki und WAIS Wien.

Quellen: