Freundschaft auf den ersten Blick: Wie ein Verein Brücken baut
Freundschaft in Aspern: Wie Gernot und Daniel durch den Verein Swaf soziale Kontakte und Integration fördern.

Freundschaft auf den ersten Blick: Wie ein Verein Brücken baut
Im Karussell des Lebens gibt es manchmal ungeplante Freundschaften, die gerade in schwierigen Zeiten erblühen. So erging es Gernot Florian und Daniel Madaniyan, die sich während des Lockdowns in der Seestadt Aspern trafen. Während viele Menschen zu Hause bleiben mussten, nutzten die beiden die erlaubten Spaziergänge, um ihre Freundschaft aufzubauen. Florian, ein Hausarbeiter im Schloss Schönbrunn, und Madaniyan, ein Service-Techniker für Kunststoffschweißgeräte, verbanden bald mehr als nur Zufälle, sie entdeckten die Kraft des sozialen Miteinanders.
Die beiden Männer lernten sich durch den Verein „Start with a friend“ (Swaf) kennen, dessen Hauptaugenmerk darauf liegt, Menschen mit Fluchterfahrung zu integrieren und soziale Kontakte zu fördern. „Das Ziel von Swaf ist es, sozialen Kontakt und Teilhabe für Neuankömmlinge zu unterstützen“, so Florian, der bereits 2019 durch einen Artikel in der „Presse“ auf den Verein aufmerksam wurde. Tatsächlich hat Madaniyan, der 2016 allein nach Wien kam, den Wunsch, neue Leute kennenzulernen, was auch ihn zu Swaf führte.
Eine besondere Verbindung
Die wöchentlichen Spaziergänge durch Wien sind mittlerweile ein fester Bestandteil des Lebens der beiden Freunde. Trotz der Distanz zwischen ihren Wohnorten treffen sie sich regelmäßig, um zu plaudern und ihre Vorliebe für dunkles Bier zu teilen. „Ich habe durch Florian nicht nur mein Deutsch verbessert, sondern auch viel über österreichische Besonderheiten gelernt“, verrät Madaniyan. Es ist beeindruckend, wie geduldige Unterhaltungen und gemeinsame Interessen Brücken bauen können.
Swaf ermittelt gezielt die Interessen und Hobbys seiner Teilnehmer, um passende Tandem-Partner zu finden und hat bereits etwa 300 solcher Paare zusammengebracht. Neben den Begegnungen bietet der Verein kostenlose Aktivitäten wie Spiele, Yoga und Wanderungen ein, um die Gemeinschaft zu stärken. In einem landeseigenen Format ist dieser soziale Austausch unerlässlich, um den Integrationserfolg zu sichern.
Herausforderungen und Chancen
Trotz der Erfolge von Swaf stehen viele Flüchtlinge vor Herausforderungen, die oft in einem Spannungsverhältnis zwischen ihren Qualifikationen und dem lokalen Arbeitsmarkt feststecken. Eine Studie der Bosch-Stiftung bezeichnet die Dimension sozialer Teilhabe als unterschätzt. Um diesen Mangel an sozialen Kontakten zu beheben, ist die Unterstützung von Ehrenamtlichen unerlässlich. Diese soziale Vernetzung wird oft nicht nur als angenehmes „Extra“ angesehen, sondern als lebenswichtiger Bestandteil des Integrationsprozesses.
Die Studie hebt hervor, dass es nicht den einen Flüchtling gibt. Die unterschiedlichen Lebenslagen erfordern maßgeschneiderte Lösungen, um eine gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. „Verlässliche Ansprechpartner sind wichtig, um Informationen zu vermitteln und echte Begegnungen zu schaffen“, stellt die Studie fest. Gemeinsam mit einem flexiblen Zugang zu Arbeit und Ausbildung kann hier viel erreicht werden, wenn Gemeinden bereit sind, neue Wege zu beschreiten.
Abschließend zeigt das Beispiel von Florian und Madaniyan auf eindrucksvolle Weise, dass Freundschaften in schweren Zeiten aufblühen können und dass das Engagement von Vereinen wie Swaf einen enormen Unterschied im Leben vieler Menschen macht. Es gibt also noch Hoffnung, wenn Menschen Hand in Hand arbeiten, um kulturelle Brücken zu schlagen.