Rosenheim im Zeichen des Rechenwunders: Shankuntala Devi begeistert!

Rosenheim im Zeichen des Rechenwunders: Shankuntala Devi begeistert!

Am 14. Juni 1975 erschien im Oberbayerischen Volksblatt (OVB) ein faszinierender Bericht über die außergewöhnlichen Fähigkeiten von Shakuntala Devi, auch bekannt als das „indische Rechenwunder“. In der kleinen Stadt Rosenheim trat sie vor einem begeisterten Publikum auf und demonstrierte durch ihre verblüffenden mathematischen Berechnungen, dass sie Wurzelrechnungen schneller als ein Taschenrechner lösen konnte. Anwesend waren unter anderem Bürgermeister Dr. Michael Stöcker sowie die Herren Josef Großmann, Anton Kathrein und Siegfried Wiedemann, die alle von Devis Talenten beeindruckt waren.

Shakuntala Devi, geboren am 4. November 1929 in Bangalore, wuchs in einer Zirkuskünstlerfamilie auf. Ihr Vater, C.V. Sundararaja Rao, entdeckte früh ihre Begabung für Zahlen, die sie bereits mit drei Jahren zeigte. Beeindruckend war ihr erster Auftritt an der Universität Mysore mit sechs Jahren, wo sie Wissenschaftler in Staunen versetzte. Trotz ihrer beeindruckenden Fähigkeiten hat sie nie eine Schule besucht und begleitete ihre Familie seit ihrem 15. Lebensjahr auf Reisen rund um den Globus. Im Jahr 1977 trat sie in der Southern Methodist University in Dallas auf und berechnete die 23. Wurzel einer 201-stelligen Zahl in unglaublichen 50 Sekunden – ein Rekord, der von den Vereinigten Staaten bestätigt wurde.

Ein Leben für die Zahlen

Die außergewöhnlichen Leistungen von Shakuntala Devi fanden weltweit Anerkennung, und im Jahr 1982 wurde sie ins Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen. Ihre größte Herausforderung stellte die Multiplikation zweier 13-stelliger Zahlen dar, die sie in nur 28 Sekunden meisterte – ebenfalls ein Rekord. Diese Leistungen faszinierten viele, doch sie hinterfragte oft den praktischen Nutzen ihrer mathematischen Fähigkeiten. Diese Komplexität ihrer Persönlichkeit zeigt sich auch in ihrem Spiegelbild als Schriftstellerin und Astrologin, wo sie mehrere Bücher verfasste, darunter auch „The World of Homosexuals“, eine der ersten Studien zur Homosexualität in Indien. Der Impuls für dieses Buch entstand aus ihrer persönlichen Erfahrung, als sie die Homosexualität ihres ehemaligen Mannes entdeckte

Shakuntala Devi war mehr als nur ein Rechenwunder; sie war eine kulturelle Botschafterin, die ihre Fähigkeiten in Ländern auf der ganzen Welt demonstrierte und somit auch soziale Themen, insbesondere bezüglich der LGBTQ+-Rechte, ansprach. Auch in den 1980er Jahren engagierte sie sich politisch, als sie als unabhängige Kandidatin bei den Lok Sabha-Wahlen antrat. Obwohl sie nicht erfolgreich war, blieb sie eine markante Figur, die Gleichheit und individuelle Identität betonte.

Ein bleibendes Erbe

Ihr Lebenswerk wurde posthum gewürdigt, als ein Google Doodle an ihrem 84. Geburtstag im Jahr 2013 erschien. Viele erinnern sich noch heute an sie und ihre beeindruckenden Fähigkeiten. Der Film „Shakuntala Devi“, der im Mai 2019 angekündigt und am 31. Juli 2020 auf Amazon Prime Video veröffentlicht wurde, widmete sich ihrem bemerkenswerten Leben und Vermächtnis.

Doch während Shakuntala Devi in Rosenheim mit ihren mathematischen Fähigkeiten alle verblüffte, ging vor nicht allzu langer Zeit eine andere tragische Nachricht durch die Stadt. Ein siebenjähriger Junge erstickte in Tüßling an einer Bratwurst, was zur sofortigen Alarmierung der Rettungskräfte führte. Leider blieben alle Bemühungen, Leben zu retten, erfolglos und sorgten so für großes Entsetzen in der Region. Dies zeigt einmal mehr, wie der Alltag oftmals mit traurigen Ereignissen durchzogen ist.

Sowohl beeindruckende Talente als auch tragische Vorfälle prägen die Berichterstattung aus der Region. Shakuntala Devi bleibt in Erinnerung als eine faszinierende Persönlichkeit, die mit ihren Fähigkeiten und ihrer Lebensgeschichte viele Menschen inspiriert hat.