Premiere von Die Kopien : Klonen zwischen Drama und Ethik im Burgtheater!
Am 3. Oktober 2025 feierte "Die Kopien" von Caryl Churchill Premiere im Burgtheater Wien. Das Stück thematisiert Klonen und Identität.

Premiere von Die Kopien : Klonen zwischen Drama und Ethik im Burgtheater!
Am 3. Oktober 2025 feierte das Stück „Die Kopien“ von der britischen Autorin Caryl Churchill im Vestibül des Burgtheaters in Wien Premiere. Churchill, die besonders in den 1980er Jahren mit ihrem Werk „Top Girls“ Furore machte, befasst sich in diesem Stück mit einem hochaktuellen Thema – dem Klonen und den ethischen Fragen, die damit verbunden sind. Denn Klonen ist nicht nur ein technisches Verfahren; es wirft auch essentielle Fragen zur Identität auf.
Die Geschichte dreht sich um Bernhard 2, einen Klon, der entdeckt, dass er aus dem Zellmaterial seines biologisch gezeugten Bruders hergestellt wurde. Sein Vater Salter hat ihn und weitere Klone illegal zur Welt gebracht. Dies führt zu einem unvermeidlichen Familientrauma. Der ursprüngliche Bernhard sieht seine Einmaligkeit bedroht und verstrickt sich in einen Konflikt, der sich von einem Familiendrama zu einem packenden Thriller entwickelt. Die Schlüsselfrage, die Churchill aufwirft, ist, was ein Individuum einzigartig macht: Ist es die Vererbung oder die Erziehung?
Einblicke in das Stück
Die Dramaturgie entfaltet sich in einer Abfolge von Dialogen, die durch die Regie von Sebastian McKimm lebendig gestaltet werden. Die charakteristischen Gespräche sind oft kurz und abgerissen, was die Spannungen unter den Charakteren verstärkt. Dabei agiert Hans Dieter Knebel als Vater Salter, während Justus Balamohan Maier die verschiedenen Söhne verkörpert. Die Inszenierung tritt in einen Dialog mit der modernen Technologie und reflektiert darüber, wie Klonen und DNA-Manipulationen das Verständnis von Menschlichkeit erschüttern können.
Caryl Churchill beleuchtet die Entwicklung des Klonens und macht deutlich, dass diese Praktiken in der heutigen Gesellschaft als „aus der Mode gekommen“ gelten, nicht zuletzt durch die aufkommenden Diskussionen über künstliche Intelligenz. Während der Abend im Burgtheater zur Auseinandersetzung mit der Fragen nach der Natur des Menschseins anregt, wird auch deutlich, dass die Welt durch perfekte Nachahmungen gefährdet ist – die Individualität bleibe zunehmend auf der Strecke.
Hintergrund zum Thema Klonen
Das Klonen selbst, zunächst durch das Schaf Dolly ins Rampenlicht gerückt, wirft eine Vielzahl von ethischen Bedenken auf. Es ermöglicht die Erschaffung identischer Organismen, was tiefgreifende Fragen zu Menschenwürde und Selbstverständnis aufwirft. Kritiker warnen vor den psychosozialen Auswirkungen und der Gefährdung der Identität von Klonen. Ist ein Klon wirklich eine eigenständige Person, oder sind sie lediglich Kopien einer ursprünglichen Existenz?
Als das Klonverfahren bei Säugetieren erstmals erfolgreich angewendet wurde, schreckte es viele auf. Die Notwendigkeit, bei der Klonung aller Beteiligten eine Einwilligung einzuholen, sowie die gesundheitlichen Risiken für die Klone selbst, sind zentrale Themen in den aktuellen Debatten über die Zukunft der Biogenetik. Die klonierte Dolly wurde aus 277 Versuchen erfolgreich, was die Herausforderungen dieses Verfahrens verdeutlicht – nur etwa 3% der versuchten Klonembryonen erreichen tatsächlich die Geburt.
In der Diskussion über Klonen und seine Implikationen ist „Die Kopien“ eine außergewöhnlich relevante Auseinandersetzung: Es zeigt nicht nur die familiären und identitätsbezogenen Konflikte auf, sondern befasst sich auch mit den grundlegenden Fragen, die unsere Gesellschaft von heute bewegen. Mit einem Blick auf die Balance zwischen Fortschritt und ethischen Standards regt es zur Reflexion an, wo wir als Menschheit ankommen wollen.
Das Burgtheater bietet mit dieser Aufführung eine Gelegenheit, sich während eines anregenden Theaterabends mit diesen Fragen auseinanderzusetzen – und somit wird nicht nur die Bühne erleuchtet, sondern auch das Bewusstsein für die Herausforderungen und Chancen, die mit dem Klonen einhergehen, geschärft. Die Inszenierung von „Die Kopien“ ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie Theater als Spiegel der Gesellschaft fungieren kann.