Kampf um Kindergartenplätze: Wien droht ein Notstand für Kinder mit Behinderung!
Wiener Mutter kämpft für behindertes Kind: Über 1.500 Kinder warten auf Kindergartenplätze; Inklusionsfragen im Fokus.

Kampf um Kindergartenplätze: Wien droht ein Notstand für Kinder mit Behinderung!
In Wien stehen Eltern vor einer drückenden Herausforderung. Aktuell warten hier 1.512 Kinder mit Behinderung auf einen Kindergartenplatz, und diese Zahl schießt in die Höhe – im Herbst 2023 waren es noch rund 860. Diese alarmierenden Zahlen präsentierte Vizebürgermeisterin und Bildungsstadträtin Bettina Emmerling (Neos) in einer Antwort auf eine Anfrage der Wiener Grünen. Besonders betroffen ist Valerie Schmeiser, die Mutter des kleinen Emil mit Down-Syndrom, die ihren langen und steinigen Weg zur Kita schildert.
Valerie Schmeisers Kampf um einen Kindergartenplatz begann im Herbst 2022. Zu diesem Zeitpunkt war Emil über ein Jahr alt. Bei der Anmeldung gab die Familie an, dass er Förderbedarf hat, was eine psychologische Begutachtung nach sich zog. Doch das Ergebnis war niederschmetternd: Es gibt keine Inklusionsplätze in städtischen Kleinkindergruppen. Die Familie bekam den Rat, sich stattdessen einen Privatkindergarten zu suchen. Was eine zukunftsweisende Entscheidung sein könnte, bedeutet aber auch immense finanzielle Belastungen für die Schmeisers, die in Vorleistung gehen müssen, da die Kosten für Emils Förderungen im dreistelligen Bereich liegen.
Der lange Weg zur Inklusion
Valerie gab sogar ihren Job auf, um Emil zu betreuen, was eine weitere Belastung darstellt. Dennoch blieb die Unterstützung vom AMS hinter den Erwartungen zurück. Emil, der seit seiner Schwangerschaft auf Wartelisten für Fördervereine steht, erhielt im Herbst 2023 schließlich einen Platz in einem privaten Kindergarten. Doch schon bald wurde klar, dass dieser Platz ab März 2025 nicht mehr bestehen bleibt. Die Unsicherheit bleibt hoch, ob Emil dann wieder einen geeigneten Platz finden wird, der auf seine Bedürfnisse eingeht.
Ein Lichtblick bringt die Tatsache, dass Emil momentan in einem privaten Kindergarten ist, der finanzielle Unterstützung für die Betreuung von Kindern mit Behinderung erhält. Zu diesem bietet eine Sonder- und Heilpädagogin monatlich Unterstützung. In diesem Kontext fordert Valerie Schmeiser von der Politik dringend höhere Gehälter und bessere Arbeitsbedingungen für Fachkräfte in der Elementarpädagogik. Denn ohne engagierte Mitarbeiter:innen kann Inklusion nicht funktionieren.
Die Bedeutung von Inklusion
Die Möglichkeit, dass Kinder mit Beeinträchtigungen gleichberechtigt am Bildungssystem teilnehmen können, ist durch die UN-Behindertenrechtskonvention garantiert. Diese Konvention, die seit 2009 in Deutschland gültig ist, legt fest, dass Bildung für alle zugänglich sein muss, unabhängig von Behinderungen oder besonderen Bedürfnissen. Während die Theorie schön klingt, hapert es in der Praxis oft an den nötigen Ressourcen und der professionellen Unterstützung. Der Zugang zur regulären Schule sollte für alle Kinder selbstverständlich sein, doch viele stehen vor großen Hürden.
Die Entscheidung, ob ein Kind eine Förderschule besuchen oder in einer inklusiven Umgebung lernen soll, hängt stark von den individuellen Bedürfnissen ab. Positive Erfahrungen zeigen, dass gemeinsames Lernen nicht nur den Kindern mit Beeinträchtigungen zugutekommt; auch die Mitschüler:innen profitieren und lernen, einander zu respektieren. Informierte Lehrkräfte und Schulbegleitungen sind dabei unerlässlich für den Erfolg eines inklusiven Bildungssystems.
Es zeigt sich, dass der Wandel hin zu einer inklusiven Gesellschaft kein leichter ist und viel Einsatz erfordert. Valerie Schmeiser und ihr Mann haben reagiert und die Praxisgemeinschaft „Care Club“ gegründet, um anderen Eltern und ihren Kindern mit Behinderung Unterstützung zu bieten. Auf ihrem Instagram-Profil @emilunddasblauehaus teilt Valerie Einblicke in ihren Alltag und die Herausforderungen, denen sie begegnet.
Zusammengefasst bleibt festzuhalten, dass ein gemeinsames Lernen entscheidend für die soziale Zugehörigkeit aller Kinder ist. Bildung sollte niemanden ausschließen, egal mit welchen Herausforderungen man konfrontiert ist. Die Wiener Stadtpolitik und Gesellschaft sind gefordert, entsprechende Wege für eine bessere Zukunft zu ebnen.
Weitere Einzelheiten zur Ausbildungssituation im inklusiven Bildungssystem finden Sie in den Berichten von MeinBezirk, DS-Infocenter und bpb.