Kehlmanns Ostern : Die ernüchternde Uraufführung zum Pandemie-Debakel!
Am 6. September 2025 feierte Daniel Kehlmanns Stück „Ostern“ im Theater in der Josefstadt Uraufführung und thematisiert die Corona-Pandemie.

Kehlmanns Ostern : Die ernüchternde Uraufführung zum Pandemie-Debakel!
Am 6. September 2025 feierte das neue Stück von Daniel Kehlmann mit dem Titel „Ostern“ in den Kammerspielen des Theaters in der Josefstadt seine Uraufführung. Bereits im März 2020 begann der renommierte Autor, die ersten sechs Szenen zu entwickeln und selbstredend liegt der Titel auf einem Satz des ehemaligen Bundeskanzlers Sebastian Kurz vom 6. April 2020: „Es wird eine Woche sein, die ausschlaggebend dafür ist, ob die Wiederauferstehung nach Ostern, die wir uns alle wünschen, auch so stattfinden kann“ (Die Presse).
Das Stück behandelt die Auswirkungen der Corona-Pandemie und spannt einen Bogen über den Alltag der Menschen während des Lockdowns. Direktor Herbert Föttinger hatte entschieden, die Uraufführung bis nach der Pandemie zu verschieben, um dem Stück den Raum zu geben, sich in der Realität einzufinden. „Ostern“ sollte die Eröffnungspremiere seiner letzten Spielzeit werden und wurde entsprechend hergerichtet. Mit der zusätzlichen Integration neuer Szenen über Impfungen durfte das Publikum auf die Entwicklung eines facettenreichen Werkes hoffen (nachtkritik.de).
Aufbau und Regie
Das Stück ist in zwei Hauptteile gegliedert. Im ersten Teil, der „Letzte Tage“ überschrieben ist, werden Alltagsszenen während des Lockdowns ohne wirkliche Pointe präsentiert. Hierzu zählen die nervenaufreibende Klopapierknappheit und die oftmals skurrilen Regierungspressekonferenzen. Die Zuschauer bekommen Einblicke in Absurditäten wie einen Polizisten, der eine Frau zwingt, ihr Haus zu verlassen, sowie in das mutierte Verhalten von Nachbarn, die sich gegenseitig anschwärzen (NOEN).
Der zweite Teil, der „Auferstehung“ betitelt ist, beschreibt das Dasein eines Schauspielers in einem Hotelzimmer während seiner Quarantäne. Hier kommen Dialoge ins Spiel, die stark an die absurden Werke von Samuel Beckett erinnern. Die Regie übernahm Stephanie Mohr, während musikalische und visuelle Akzente von Florian Parbs und Tanja Liebermann gesetzt wurden. Das Ensemble umfasst unter anderem bekannte Namen wie Raphael von Bargen und Ulrich Reinthaller (nachtkritik.de).
Kritik und Reaktionen
Die Kritiken zur Uraufführung fallen gemischt aus. Während Ronald Pohl vom Standard die Inszenierung als unbefriedigend und das Humorangebot als schwach beschreibt, zeigt sich Wolfgang Kralicek von der Süddeutschen Zeitung in Bezug auf den zweiten Teil nachsichtiger. Julia Schafferhofer von der Kleinen Zeitung bemerkt abnehmende Lacher während der Vorstellung, was auf eine gewisse Ernüchterung im Publikum hindeutet. Jakob Hayner von der Welt hingegen erkennt in der zweiten Hälfte eine gelungene Mischung aus Komödie und kafkaesker Absurdität (Die Presse).
Insgesamt wird das Stück als interessante, wenn auch nicht gänzlich überzeugende Auseinandersetzung mit der Krise gesehen. Einige Kritiker meinen, dass es vielleicht zu früh sei, um die Ereignisse der Corona-Zeit auf diese Weise aufzuarbeiten. „Ostern“ lädt dazu ein, über die erlebte Machtlosigkeit und Absurdität nachzudenken, auch wenn die Resonanz bisher sehr unterschiedlich ist (NOEN).