Spekulationsskandal in Favoriten: Wohnungen verfallen, Mieter fliehen!
Zwei verfallene Gebäude in Favoriten, Wien, werfen Fragen zur Immobilienspekulation und den aktuellen Marktbedingungen auf.

Spekulationsskandal in Favoriten: Wohnungen verfallen, Mieter fliehen!
In Wien stehen zwei mutmaßliche Spekulationsobjekte im Fokus der Aufmerksamkeit: die Gebäude am Reumannplatz 2 und Buchengasse 88–90. Beide Immobilien sind in einem bedenklichen Zustand, was die Anwohner dazu bringt, sich nach geeigneteren Wohnmöglichkeiten umzusehen. Dies berichtet meinbezirk.at.
Das Gebäude am Reumannplatz 2 wird von der Mauerwerk Reumannplatz 2 Entwicklung GmbH betrieben, die dem Mauerwerk-Netzwerk angehört. Diese Gesellschaft steht in der Kritik, Immobilien zu spekulativen Zwecken zu nutzen und nicht ausreichend zu pflegen, was dazu führt, dass die Substanz der Bauten verfällt. Professor Gunther Maier von der Immobilienwirtschaft weist darauf hin, dass es wirtschaftlich vorteilhafter sei, Gebäude ohne langjährige Mieter abzureißen und neu zu bauen. Die Mauerwerk-Geschäftsführung hat sich bisher nicht zu den Vorwürfen geäußert.
Der Zustand der Immobilien
Die Buchengasse 88–90 ist ebenso betroffen. Hier prangen fensterlose Löchern und ein erodiertes Dach, während ein Großteil des Gebäudes leer steht. Nur ein Teil des Erdgeschosses wird als Lagerhalle genutzt, der Betreiber berichtete von Wasserschäden, die immer wieder Probleme verursachen. Auch hier gibt es Polizeieinsätze wegen Obdachlosen, die das Gebäude als Zufluchtsort nutzen. Der Eigentümer, Cakmak Umut, hat Pläne für eine Sanierung, die jedoch aufgrund der angespannten wirtschaftlichen Lage auf Eis liegen.
Die Rahmenbedingungen auf dem Immobilienmarkt sind derzeit alles andere als rosig. Laut DIW Berlin haben sich die Marktverhältnisse für Bauherren, Käufer und Mieter im Jahr 2022 deutlich verschlechtert. Mit dem Ende der Ankaufprogramme der Europäischen Zentralbank und der ersten Zinsanhebung seit über einem Jahrzehnt ist die Finanzierung für Bau- und Kaufvorhaben teurer geworden. Die Inflationsrate hat die Kaufkraft vieler Haushalte stark reduziert.
Ein schwieriger Markt
In ganz Österreich, vor allem in urbanen Gebieten, ist eine Tendenz zu beobachten, die dahingehend geht, dass die Kaufpreise stärker fallen, während die Mieten steigen. Laut aktuellen Analysen sind die Preise für Baugrundstücke, Eigenheime und Eigentumswohnungen in über 150 Städten um rund zwei Prozent gesunken, jedoch bleiben sie insgesamt auf einem höheren Niveau als vor dem Marktaufschwung im Jahr 2010. Die Mieten hingegen sind im selben Zeitraum um beeindruckende 53 Prozent gestiegen, im Jahr 2023 allein um drei Prozent.
Der derzeitige Immobilienmarkt zeigt, dass es in vielen Städten an bezahlbarem Wohnraum mangelt. Leerstandsquoten befinden sich auf einem historisch niedrigen Niveau, was auf einen angespannten Wohnungsmarkt hindeutet. Einige Experten warnen, dass diese Entwicklung auf spekulative Preisübertreibungen hindeutet – eine Realität, die sich nicht nur in Wien, sondern auch in anderen europäischen Großstädten abzeichnet.
Immobilienspekulation ist ein Thema, das nicht nur Investoren interessiert, sondern gesellschaftliche und wirtschaftliche Auswirkungen hat. Sie bezieht sich auf die Spekulation mit Immobilien mit dem Ziel, Gewinne zu erzielen, sei es durch unbebaute Grundstücke oder bestehende Objekte. Diese Form von Spekulation ist häufig von Marktverzerrungen geprägt. Selbst historische Beispiele, wie etwa der römische Senatsbeschluss von 47 v. Chr., der den spekulativen Erwerb von Immobilien verbot, zeigen, wie dieses Phänomen immer wieder auftritt. Wie Wikipedia betont, ist die Lage einer Immobilie für ihren Preis entscheidend, und gerade in Ballungsräumen ist die Nachfrage erheblich größer als das Angebot.
Die aktuellen Entwicklungen in Favoriten verdeutlichen, wie stark die Schieflage am Immobilienmarkt auch lokale Auswirkungen hat. Werden hier Lösungen gefunden, so wird sich zeigen, ob der Verfall dieser städtischen Gebäude weiterhin voranschreitet oder ob Sanierungsmaßnahmen fruchten können.