Schockierende Zahlen: 74 % der Wiener Erstklässler nicht schulfähig!

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Im Bezirk Brigittenau kämpft über die Hälfte der Erstklässler mit unzureichenden Deutschkenntnissen, was Bildungsexperten alarmiert.

Im Bezirk Brigittenau kämpft über die Hälfte der Erstklässler mit unzureichenden Deutschkenntnissen, was Bildungsexperten alarmiert.
Im Bezirk Brigittenau kämpft über die Hälfte der Erstklässler mit unzureichenden Deutschkenntnissen, was Bildungsexperten alarmiert.

Schockierende Zahlen: 74 % der Wiener Erstklässler nicht schulfähig!

In Wien zeichnet sich ein alarmierendes Bild bei den Erstklässlern: Laut exxpress.at sind fast 75 Prozent der Erstklässler im Bezirk Margareten nicht schulfähig. Diese Zahlen stammen vom Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) und zeigen, dass unter den 18.722 Schülern 8.342, also 44,6 Prozent, als „außerordentliche Erstklässler“ eingestuft werden. Das bedeutet, sie verfügen nicht über ausreichende Deutschkenntnisse, um dem Regelunterricht zu folgen.

Insbesondere im Bezirk Wien-Margareten sticht die hohe Zahl hervor: 73,8 Prozent der Schüler dort fallen in diese Kategorie. Auch in Favoriten (63,1 %) und Brigittenau (62,7 %) sind die Werte besorgniserregend hoch. Im Gegensatz dazu gibt es Bezirke wie Mariahilf (18,9 %), Wieden (27,4 %) und die Innere Stadt (29,2 %), in denen die Quote deutlich niedriger ist.

Ein Blick auf die Hintergründe

Wie eine aktuelle Studie vom Kurier zeigt, stammen die meisten betroffenen Kinder, rund 5.084, aus Österreich. Systematisch sind die Gründe für diese erschreckenden Zahlen vielfältig: Die Anstiege werden teilweise auf internationale Krisen zurückgeführt, insbesondere die Fluchtbewegungen aus Syrien und der Ukraine. Von den 8.342 betroffenen Schülern haben 1.959 die österreichische Staatsbürgerschaft, während 265 aus der Ukraine stammen.

Besonders brisant erscheint, dass die Quote der außerordentlichen Schüler im Schuljahr 2022/23 bei etwa 36 Prozent lag, was einen spürbaren Anstieg bedeutet. Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr von den NEOS steht in der Kritik, insbesondere von der FPÖ, die von einem „Abgrund“ im Bildungssystem spricht. FPÖ-Chef Dominik Nepp fordert ein verpflichtendes Sprachscreening für Kinder im vierten Lebensjahr und Sanktionen für die Eltern. Ähnlich unzufrieden zeigt sich die ÖVP, die verlangt, dass Kinder mit Deutschförderbedarf ab drei Jahren verpflichtend den Kindergarten besuchen.

Die Reaktionen und Forderungen

Die Wiener Grünen sehen die aktuellen Zahlen als Ausdruck eines „Systemversagens“ an und fordern, dass jeder Kindergarten einen fixen Sprachförderkraft erhält. In den sozialen Medien wird die Situation hitzig diskutiert, und es wird über ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr debattiert, was sowohl von der NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger als auch vom AMS-Chef Johannes Kopf unterstützt wird.

Wiederkehr kündigte als Reaktion auf die steigenden Zahlen an, dass die kostenlosen Sommerdeutschkurse von 3.900 auf 4.900 Plätze aufgestockt werden. Dabei ist die durchschnittliche Kindergartenbesuchszeit der außerordentlichen Schüler mit lediglich 2,14 Jahren nicht gerade optimistisch.

Ein Blick auf die Demografie

Um das Problem besser zu verstehen, ist es wichtig, sich die demografischen Daten anzuschauen. Laut dem ÖIF-Factsheet zur Integration lebten Anfang 2024 in Österreich etwa 1,8 Millionen Jugendliche unter 19 Jahren, von denen 27,6 Prozent einen Migrationshintergrund haben. Diese Zahlen stehen im Kontext einer wachsenden Vielfalt an Sprachen und Kulturen, was die Herausforderungen im Bildungssystem zusätzlich verstärkt.

Durch die steigende Zahl an Schülern mit Migrationshintergrund wird die Notwendigkeit von gezielter Sprachförderung immer deutlicher. Die Debatte um wirksame Bildungsmaßnahmen wird in den kommenden Wochen an Bedeutung gewinnen und könnte wegweisend sein für die zukünftige Bildungslandschaft in Wien.