Zunahme der Waffenbesitzkarten: Graz-Amoklauf sorgt für Angst in Wien

Nach dem Amoklauf in Graz steigen in Wien die Waffenverkäufe. Die Bundesregierung plant Verschärfungen des Waffenrechts.
Nach dem Amoklauf in Graz steigen in Wien die Waffenverkäufe. Die Bundesregierung plant Verschärfungen des Waffenrechts. (Symbolbild/MW)

Zunahme der Waffenbesitzkarten: Graz-Amoklauf sorgt für Angst in Wien

Wien, Österreich - Nach dem tragischen Amoklauf in Graz, bei dem ein junger Mann mit legal erworbenen Waffen elf Menschen das Leben kostete, ist die Nachfrage nach Schusswaffen in Wien massiv angestiegen. Laut kosmo.at sind mittlerweile über 40.000 Personen in der Stadt als Waffenbesitzer registriert, die zusammen etwa 150.000 Schusswaffen horten.

Waffenhändler klagen über einen sprunghaften Anstieg der Anmeldungen für Waffenführerscheine. Ein Grund dafür könnte die allgemeine Verunsicherung in der Bevölkerung sein, die nach den dramatischen Ereignissen in Graz oft zur Selbstverteidigung greift. So können etwa Selbstverteidigungsflinten der Kategorie C bereits ab 18 Jahren ohne spezielle Genehmigung erworben werden.

Änderungen in der Gesetzgebung

Angesichts der besorgniserregenden Entwicklungen plant die Bundesregierung eine Verschärfung des Waffenrechts. Zu den neu angedachten Maßnahmen gehören unter anderem:

  • Zugang zu Ergebnissen psychologischer Eignungstests für die Waffenbehörden
  • Vorläufige Waffenverbote bei laufenden Ermittlungen zu häuslicher Gewalt
  • Anhebung des Mindestalters für besonders gefährliche Schusswaffen von 21 auf 25 Jahre
  • Die Befristung der Waffenbesitzkarte für Erstbesitzer auf acht Jahre

Laut einem Bericht von kurier.at müssen Käufer einer Glock 19, die beim Amoklauf verwendet wurde, mindestens 21 Jahre alt sein, eine Waffenbesitzkarte vorweisen und einen psychologischen Test bestehen. Rainer Kastner, ein Waffenpsychologe, bemerkt, dass viele angehende Waffenbesitzer oft angeben, Sportschützen werden zu wollen, während Selbstschutz oft als wahrer Beweggrund genannt wird.

Die Vorgaben, um eine Waffenbesitzkarte zu erhalten, sind klar: Es benötigt einen Nachweis über den Umgang mit Waffen sowie ein psychologisches Gutachten zur Waffenverlässlichkeit. Allerdings regt Julia Wachter von der Fachsektion Rechtspsychologie des BÖP an, dass die derzeitigen Tests überholt sind und keine klaren Richtlinien bieten, was die Verlässlichkeit von Gutachtern anbelangt.

Ein Blick auf die Zahlen

Mit Stand vom 1. Juni 2025 gab es österreichweit 374.141 registrierte Waffenbesitzer, ein Anstieg von über 4.000 in nur fünf Monaten. In Wien sind es 40.464 Personen, die mehr als 150.144 Schusswaffen besitzen. Kritisch ist, dass der mutmaßliche Täter in Graz lediglich eine Waffenbesitzkarte hatte, die ihn jedoch nicht zum Führen von Schusswaffen der Kategorie B berechtigte – ein Waffenpass wäre erforderlich gewesen.

Nach Informationen von orf.at gilt Österreich als eines der friedlichsten Länder der Welt. Doch das subjektive Sicherheitsgefühl ist seit der Flüchtlingskrise 2015 und diverser weltweiter Terroranschläge stark gesunken. Diese Kombination führte zu einer unsicheren Atmosphäre, die wohl viele dazu bewegt, schusswaffen zu erwerben. Änderungen in der Gesetzgebung kommen oft nach tragischen Ereignissen, wobei die Notwendigkeit für genauere und seriöse Begutachtungen wachsende Beachtung finden sollte.

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OrtWien, Österreich
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