Wien verliert letzte Telefonzelle: Abbau in der Taubstummengasse geplant!

Wien verliert letzte Telefonzelle: Abbau in der Taubstummengasse geplant!
Taubstummengasse, Wien, Österreich - Die Telefonzelle in der Taubstummengasse sorgt für Aufregung unter den Anwohnern – und zwar nicht wegen ihrer Nützlichkeit. Vielmehr ist sie stark verschmutzt und vernachlässigt, der Innenraum ist mit Zigaretten und Plastikflaschen vollgestopft. Schon seit Jahren berichten Nachbarn, dass dort niemand mehr telefonieren gesehen wurde. Bezirksvorsteherin Lea Halbwidl (SPÖ) hat wiederholt auf die Probleme mit Telefonzellen im Bezirk hingewiesen und kündigte an, dass die Zelle in den nächsten Monaten abgebaut werden soll. A1, der Betreiber, evaluiert derzeit den Abbau weiterer und informiert über die anstehenden Maßnahmen, die mit dem neuen Telekommunikationsgesetz in Verbindung stehen, das Ende des Jahres in Kraft tritt, und in dem Telefonzellen nicht mehr erwähnt werden. Die Verpflichtung zur flächendeckenden Bereitstellung öffentlicher Sprechstellen entfällt somit.MeinBezirk berichtet, dass bereits einige Telefonzellen abgebaut und in Bücherschränke umgewandelt wurden.
Insgesamt gibt es in Österreich noch etwa 11.000 Telefonzellen, wovon der Großteil, nämlich 10.000, öffentliche Sprechstellen sind. Laut einem Bericht von Futurezone haben Anrufe über Telefonzellen in den letzten zehn Jahren um 97 Prozent abgenommen. Während 2017 noch 2,8 Millionen Minuten über Telefonzellen telefoniert wurden, stehen dem über 24 Milliarden Minuten im Fest- und Mobilfunknetz gegenüber. „Die Nutzung sinkt von Jahr zu Jahr, und der Betrieb ist für A1 immer unlukrativer geworden“, erklärt Klaus Steinmaurer von der RTR. Denn mit der hohen Mobilfunkpenetration ist der Bedarf an Telefonzellen drastisch gesunken.
Der Wandel der Telefonzellen
Wo einst eine Telefonzelle nach der anderen aufgestellt wurde, widmen sich derzeit viele Städte kreativen Lösungen. Einige Telefonzellen in Wien haben bereits neue Funktionen angenommen: Neben offenen Bücherschränken wurden einige auch mit Defibrillatoren ausgestattet oder als Stromtankstellen für E-Autos genutzt. A1 hat keinen Zwang mehr, die Telefonzellen zu betreiben, da der Kostenausgleich über den Universaldienstausgleich, den das Unternehmen erhielt, mit dem neuen Gesetz wegfällt.
In der aktuellen Debatte stehen auch die sozialen Aspekte im Raum. Noch finden gerade Jugendliche und Menschen mit geringem Einkommen, die auf Handys ohne Akku angewiesen sind, in Telefonzellen einen letzten Anlaufpunkt für telefonische Notfälle. Zukünftig wird der Zugang zu Notdiensten vor allem über Mobilfunk gewährleistet. Neue Vorschriften sollen sicherstellen, dass Notrufe auch für Gehörlose barrierefrei werden, insbesondere durch die Einführung eines SMS-Notrufs. Dieser Wandel verdeutlicht, wie sich unser Kommunikationsverhalten verändert hat, und das Ende einer Ära naht, in der Telefonzellen einst unverzichtbar waren.
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Ort | Taubstummengasse, Wien, Österreich |
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