Schockierende Puppen-Inszenierung: Tranter bringt Hitlers Ende auf die Bühne
Neville Tranter inszeniert im Theater in der Josefstadt Wien das Puppenspiel „Schicklgruber“ über Hitlers letzte Tage.

Schockierende Puppen-Inszenierung: Tranter bringt Hitlers Ende auf die Bühne
Die Vorfreude in Wien steigt: Am 25. September feiert das Puppenspiel „Schicklgruber“ Premiere im Theater in der Josefstadt. Eine Inszenierung, die das Talent von Neville Tranter zeigt, einem echten Pionier des zeitgenössischen Puppentheaters. Seit den 1970er-Jahren hat Tranter maßgeblich dazu beigetragen, Puppenspiel für ein erwachsenes Publikum zu etablieren und ist bekannt für seinen bissigen Humor und groteske Satire. Das Stück entführt uns in die letzten Tage von Alois Hitler, dem Vater von Adolf Hitler, und thematisiert die düstere Atmosphäre des Endstadiums eines Regimes.
Ursprünglich als Auftragswerk des Schauspielhauses Wien im Rahmen der Wiener Festwochen 2003 uraufgeführt, wurde „Schicklgruber“ über drei Spielzeiten hinweg zum Publikumsliebling. Nun, bei der Neuinszenierung, übergibt Tranter die Puppen an zwei begabte Nachfolger: Nikolaus Habjan und Manuela Linshalm. Tranter, der weiterhin hinter der Bühne wirkt, bewahrt seinen kreativen Einfluss und übernimmt zusammen mit Habjan die Regie. Des Weiteren übernimmt Nikolaus Habjan die deutsche Synchronisation des Stücks, das auf den skurrilen, grotesken Tod fokussiert, der vor niemandem Halt macht.
Ein Stück mit Geschichte
Aber was bringt uns der Titel „Schicklgruber“? Aloys Schicklgruber, geboren 1837 in Döllersheim, änderte 1876 seinen Namen in Alois Hitler. Das Puppenspiel nimmt uns mit auf eine Reise in die finsteren Tage vor Hitlers Selbstmord im Führerbunker in Berlin – genau an seinem 56. Geburtstag. Die Mischung aus Frechheit und tiefem Nachdenken, untermalt von einer visuellen Pracht aus Puppenbau und Kostümen, ist das Markenzeichen dieser Aufführung.
Die Gestaltung der Puppen und Kostüme obliegt außerdem Tranter, der nicht nur die Puppen selbst kreiert, sondern auch den Bühnenraum durch die Zusammenarbeit mit Julius Theodor Semmelmann gestalten wird. Unterstützt wird das Team bei der Dramaturgie von Matthias Asboth und Karla Mäder, während das Licht von Robert Grauel kreiert wird.
Eine Fortsetzung großer Tradition
Puppentheater hat übrigens eine lange Geschichte, die bis in die Antike zurückreicht, wo Priester bewegliche Figuren für rituelle Zwecke verwendeten. Das heute bekannte Puppenspiel hat sich über die Jahrhunderte gewandelt, oft geprägt von klassischen Literaten wie Goethe, der für sein Puppenspiel „Das Jahrmarktsfest zu Plundersweilern“ berühmt wurde. Im Gegensatz zu den oft als Kindertheater verstandenen Darbietungen heute, war das ursprüngliche Puppentheater ein Spektakel für Erwachsene, wobei die Dramaturgie und der Dialog an erster Stelle standen. Die Entwicklung dieser Kunst ist zeugenhaft für die kreative Evolution des Theaters insgesamt.
Die ersten Vorstellungen des neuen „Schicklgruber“ sind für die kommenden Wochen angesetzt: Neben der Premiere am 25. September wird das Stück auch am 24. und 30. September sowie am 1. und 2. Oktober aufgeführt. Wer nicht bis zum 7. Juni 2026 warten will, um diese atemberaubende Darbietung zu sehen, sollte bereits jetzt seinen Platz reservieren. Mit einem ungewissen, aber erwartungsvoll stimmenden Blick auf die gesellschaftlichen Themen, die in diesem Puppenspiel behandelt werden, darf man gespannt auf das Ergebnis sein.