Premiere in der Josefstadt: Bernhards 'Theatermacher' – Skandale und Machtspiele!
Am 23. Oktober 2025 feierte Thomas Bernhards "Der Theatermacher" im Theater in der Josefstadt, inszeniert von Matthias Hartmann.

Premiere in der Josefstadt: Bernhards 'Theatermacher' – Skandale und Machtspiele!
Am 23. Oktober 2025 feierte Thomas Bernhards „Der Theatermacher“ im Theater in der Josefstadt seine Premiere. Unter der Regie von Matthias Hartmann und mit Herbert Föttinger in der Hauptrolle wird die Geschichte um den tyrannischen Theaterdirektor Bruscon neu inszeniert, die sowohl immanente Kritik am Theaterbetrieb als auch tiefsinnige Fragen zum Machtmissbrauch thematisiert. Föttinger, selbst Direktor des Theaters, wird als frauenfeindlicher Machtmensch dargestellt und hat die Herausforderung angenommen, eine Figur zu spielen, die ihm in gewisser Weise spiegelt. nachtkritik.de berichtet, dass Hartmann sich im Programmheft als „Zwischengenerationsmensch“ beschreibt und eben diese Thematik des Machtmissbrauchs in den Fokus rückt.
Das Bühnenbild von Volker Hintermeier ist ebenfalls bemerkenswert. Die zweiteilige Bühne spiegelt die innere Zerrissenheit des Protagonisten wider: Auf der linken Seite sehen die Zuschauer einen schäbigen Veranstaltungssaal in einem Wirtshaus, während die rechte Seite einen düsteren Raum zeigt, der Bruscons innere Dunkelheit symbolisiert. Die Rolle von Bruscons Frau wird von Silvia Meisterle übernommen, die mit ihrem Tanz die verbalen Angriffe ihres Mannes kommentiert.
Ein Klassiker mit Geschichte
„Der Theatermacher“ gilt als ein Klassiker der Nachkriegsliteratur, seit seiner Uraufführung 1985 bei den Salzburger Festspielen, die bereits damals einen Skandal auslöste. Der damalige Finanzminister Franz Vranitzky und Unterrichtsminister Herbert Moritz hatten sensibel auf Bernhards provokante Texte reagiert. Bernhard selbst kritisierte die Traditionen des Theaters und forderte eine Veränderung in der Gesellschaft. Daher hat das Stück auch heute noch symbolischen Mehrwert, was auch orf.at unterstreicht.
Föttingers Darstellung verleiht dem Charakter des Bruscon eine Intensität, die in der Publikumswahrnehmung spürbar ist. In der abschließenden Szenen zeigt sich Bruscon überwältigt von seiner Familie, murmelt die resignierten Worte „Als ob ich es geahnt hätte“ und sackt in die Knie, was als kraftvolles Bild für das Scheitern seiner autoritären Ambitionen gedeutet werden kann. Trotz hervorragender schauspielerischer Leistungen war der Applaus nach der Premiere eher verhalten, mit vereinzelten Buh-Rufen, was auf die gemischten Reaktionen im Publikum hinweist.
Hintergründe und Kontext
Die Thematik von Machtmissbrauch und autoritären Strukturen zieht sich durch die Inszenierung. Hartmann kritisierte, dass misogynen Tiraden in Bernhards Texten heutzutage nicht mehr akzeptabel sind. Er hebt hervor, dass die musikalische Sprache Bernhards für die Inszenierung von großer Bedeutung ist. Diese kritische Betrachtung passt zu den Debatten um die Rolle von Macht und Geschlechterverhältnissen in der heutigen Theaterlandschaft.literaturhaus-wien.at weist zudem darauf hin, wie Bernhards Werke intertextuell verbunden sind und mit historischen und gesellschaftlichen Themen resonieren.
Das Stück weist nicht nur auf zwischenmenschliche Konflikte hin, sondern kritisiert auch den Theaterbetrieb selbst. Föttinger wird 2026 sein Amt an Marie Rötzer übergeben und plant, sich von weiteren Regiearbeiten zurückzuziehen, während Matthias Hartmann mit „Immanuel Kant“ in Wien erneut Fuß fassen möchte. Seine Rückkehr wird spannend, da die Komplexität der Charaktere und der kritische Umgang mit den Texten von Bernhard deutlich machen, dass das Theater in der Josefstadt sich immer wieder neu definieren muss.