Leopoldstadt: Frauen sichtbar machen – Straßen für Hilli und Trude!

Die Bezirksvertretung Leopoldstadt diskutierte die Stärkung weiblicher Sichtbarkeit und plant den "Grätzlmistplatz".
Die Bezirksvertretung Leopoldstadt diskutierte die Stärkung weiblicher Sichtbarkeit und plant den "Grätzlmistplatz". (Symbolbild/MW)

Leopoldstadt: Frauen sichtbar machen – Straßen für Hilli und Trude!

Leopoldstadt, Österreich - Am 20. Juni 2025 hat die Bezirksvertretung der Leopoldstadt ihre erste reguläre Sitzung nach der Konstituierung abgehalten. Dabei standen zwei zentrale Themen auf der Agenda: die Stärkung weiblicher Sichtbarkeit im öffentlichen Raum und die Planung des „Grätzlmistplatzes“. Es ist bemerkenswert, dass in Wien von rund 6.500 Verkehrsflächen nur etwa 10% nach Frauen benannt sind. Dies ist ein Umstand, dem sich die Bezirksvertretung annehmen möchte. [meinbezirk] berichtet, dass eine parteiübergreifende Arbeitsgruppe zur Verringerung des Ungleichgewichts gegründet wurde, initiiert unter der früheren Bezirksvorsteherin Uschi Lichtenegger.

In einem einstimmigen Beschluss wurde der Gemeindebau in der Vorgartenstraße 158–170 nach der bekannten Schauspielerin Hilli Reschl benannt. Hilli Reschl hat über 50 Jahre in der Leopoldstadt gelebt und war ein bekanntes Gesicht beim ORF-Seniorenclub. Ein weiterer einstimmiger Beschluss führte zur Benennung eines namenlosen Platzes an der Kreuzung Taborstraße/Nordbahnstraße/Alliiertenstraße nach der jüdischen Fotografin Trude Fleischmann. Diese beeindruckende Persönlichkeit wurde am 22. Dezember 1895 in Wien geboren und kann auf eine bemerkenswerte Karriere zurückblicken, während der sie mit Größen wie Stefan Zweig und Hedy Lamarr arbeitete [Wikipedia].

Die Kontroversen rund um den „Grätzlmistplatz“

Die Debatte über den geplanten „Grätzlmistplatz“ in der Innstraße, der im Regierungsprogramm verankert ist, brachte einige Kontroversen mit sich. Grünen-Bezirksvorsteher-Stellvertreter Bernhard Seitz kritisierte die Informationspolitik der Stadt Wien scharf und forderte eine Bürgerversammlung. Auch SPÖ-Bezirksrätin Miriam Kaiys sprach sich für mehr Transparenz aus und machte deutlich, dass die Bürger:innen in diesen wichtigen Prozess eingebunden werden sollten.

Die Neos-Klubvize Elisabeth Petracs betonte die Notwendigkeit, den Mistplatz als modernen Ort der Kreislaufwirtschaft zu denken und die Bürgerbeteiligung zu fördern. Markus Rathmayr von den Grünen äußerte sich besorgt über die Standortwahl und rief zu einer verantwortungsvolleren Lösung auf Landesebene auf. Der Antrag zur Einberufung einer Bürgerversammlung wurde schließlich einstimmig angenommen, was zeigt, dass hier ein starkes Bedürfnis nach öffentlicher Mitbestimmung besteht.

Frauen in der Stadt – ein Film als kulturelle Reflexion

Der Film „Präsenz“ von Aleksandra Kołodziejczyk und Karl Wratschko, der alle nach Frauen benannten Verkehrsflächen in Wien dokumentiert, thematisiert die Präsenz von Frauen im städtischen Raum. Der Kurzfilm, der beim Filmfestival this human world 2020 ausgezeichnet wurde, verdeutlicht die Diskrepanz zwischen männlichen und weiblichen Namensgebern in Wien [fernetzt]. Er beginnt im 23. Bezirk und endet im 1. Bezirk und zeigt in sechs Minuten etwa 400 unterschiedliche Verkehrsflächen. Trotz der leichten Zunahme der nach Frauen benannten Verkehrsflächen – von 8% im Jahr 2015 auf etwa 10% im Jahr 2019 – bleibt die Benennung nach Frauen in innerstädtischen Bereichen eine Seltenheit.

Dies belegt die Notwendigkeit weiterer Anstrengungen, um die Sichtbarkeit von Frauen im öffentlichen Raum zu erhöhen. Vorschläge, um die Benennung nach Frauen zu fördern, umfassen unter anderem die Teilung längerer Straßen, die Schaffung neuer Plätze und Umbenennungen bestehender Verkehrsflächen. Der genderATlas diente als Grundlage für viele der Recherchen, die die Diskussion um dieses Thema anregen sollen.

Die heutige Sitzung der Bezirksvertretung ist ein weiterer Schritt auf dem Weg zu mehr Gleichheit und Sichtbarkeit für Frauen in der Leopoldstadt und Wien. Die Benennung von Orten nach Persönlichkeiten wie Hilli Reschl und Trude Fleischmann zeigt, dass die Geschichte dieser Frauen nun auch im Stadtbild sichtbar gemacht wird.

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OrtLeopoldstadt, Österreich
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