Boulevardkrise im Burgtheater: Katharina Blum kämpft gegen die Presse!
Am 13. September 2025 feierte das Burgtheater Wien die Premiere von Bölls „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“, ein Dramatikstück über Medienkritik und die Unterdrückung von Frauen.

Boulevardkrise im Burgtheater: Katharina Blum kämpft gegen die Presse!
Gestern Abend fand im renommierten Burgtheater in Wien die Premiere von „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ statt. Die Inszenierung von Heinrich Bölls berühmt-berüchtigtem Werk, das 1974 erstmals veröffentlicht wurde, thematisiert die Unterdrückung von Frauen durch die Gesellschaft sowie die perfiden Spielchen der Boulevard-Presse. Regisseur Bastian Kraft und das Team aus dem Schauspiel Köln brachte das Stück gestern auf die Bühne und erhielt großen Applaus vom Publikum.
Die Geschichte dreht sich um die Protagonistin Katharina Blum, eine Frau, die durch einen Mord an einem Reporter ihr Elend hinter sich lässt. Dies ist kein einfacher Thriller, sondern eine tiefgehende Auseinandersetzung mit politischen und sozialen Themen: der Vorverurteilung durch die Presse, dem Missbrauch von Macht durch Behörden und den altbekannten Geschlechterverhältnissen, die auch heute noch relevant sind. So zeigt Böll nicht nur die Verzweiflung und Isolation der Hauptfigur auf, sondern schweift auch zu einem kritischen Blick auf die medialen Praktiken jener Zeit und vergleicht diese mit heutigen Phänomenen in den sozialen Medien, was insbesondere in Bölls Erzählung heraussticht.
Die Inszenierung und das Ensemble
In dieser Bühnenumsetzung kommen drei talentierte Schauspielerinnen zum Einsatz, die verschiedene Rollen verkörpern, darunter auch die Hauptfigur Katharina Blum. Lola Klamroth, Rebecca Lindauer und Katharina Schmalenberg liefern eine eindrucksvolle Performance, auch wenn die Darstellung oft die Grenzen zwischen Schuld und Unschuld verschwimmen lässt. Kritiker bemängeln, dass die Schauspielerinnen in ihren Rollen manchmal mehr als Regie-Erfüllungsgehilfen wahrgenommen werden.
Ein interessantes Element der Inszenierung sind die Videoeinspielungen und der Einsatz von Live-Kameras, die das Geschehen auf der Bühne dynamischer gestalten. Dennoch bleibt der Fokus manchmal auf der Bewegung und lässt die tiefere thematische Auseinandersetzung etwas auf der Strecke.
Kritischer Kontext und Geschlechterdarstellung
Wie die Brot für die Welt festgestellt hat, ist Bölls Kritik an den medialen Gegebenheiten nicht nur zeitgebunden. Schon die Neue Frauenbewegung der 1970er-Jahre öffnete mit ihrer Kritik an stereotype Darstellungen in den Medien die Augen für gesellschaftliche Probleme. Trotz mancher Fortschritte aber, etwa dem Anstieg des Frauenanteils im Journalismus auf 40% bis 2019, sind stereotype Geschlechterbilder in der Medienberichterstattung nach wie vor ein heißes Eisen.
Bölls Werk greift zentrale Themen der Geschlechterforschung auf, vor allem die Zerschlagung von Frauenrechten durch mediale Berichterstattung, die schon damals wie heute sehr präsent ist. Diese Dynamiken zeigen sich auch in der Darstellung von Frauenrollen in der Populärkultur und den sozialen Medien, wo Frauen oft auf stereotype Rollen reduziert werden.
„Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ ist damit weit mehr als eine reine Theateraufführung; sie ist ein kritischer Kommentar zu unserer gegenwärtigen Gesellschaft und den Herausforderungen, die viele Frauen auch heute noch zu bewältigen haben. Die Premiere auf dem Wiener Burgtheater hat dies eindrucksvoll in Szene gesetzt und lässt auf weitere tiefgründige Aufführungen hoffen.