Zukunft des Kultlokals Tunnel in Wien: Wer rettet die Jazz-Tradition?

Hans Litsauer plant den Verkauf des kultigen Jazzlokals "Tunnel" in Wien, nachdem er es über ein Jahrzehnt leitete.
Hans Litsauer plant den Verkauf des kultigen Jazzlokals "Tunnel" in Wien, nachdem er es über ein Jahrzehnt leitete. (Symbolbild/MW)

Zukunft des Kultlokals Tunnel in Wien: Wer rettet die Jazz-Tradition?

Wien, Österreich - Im Herzen Wiens zeichnet sich ein Wandel beim Kultlokal „Tunnel Vienna Live“ ab. Nach elf Jahren voller Jazz und Gastronomie hat Hans Litsauer, der das Lokal 2014 übernahm, angekündigt, dass sich der geschätzte Betreiber in den Ruhestand zurückziehen möchte. „Tunnel Vienna Live“, das 1982 eröffnet wurde, war in den 1980er- und 90er-Jahren ein beliebter Treffpunkt der Wiener Musikszene und präsentierte zahlreiche namhafte Künstler wie Maria Bill, Otto Lechner und Erika Pluhar. Ein Highlight bleibt der Auftritt von Willi Resetarits, der nur drei Monate vor seinem Tod im Tunnel spielte, so Litsauer. Doch nun wird das Lokal ohne Jazz-Konzerte weitergeführt, was das Ende einer Ära markiert.

Litsauer, der zuvor als Unternehmensberater und Lektor arbeitete und keine Gastronomieerfahrung hatte, suchte nach einer neuen Herausforderung und fand das Lokal, das damals vom Schließen bedroht war. Mit viel Engagement und einem Gespür für die Bedürfnisse der Gäste, vom Studenten bis zur Familie, hat er den „Tunnel“ revitalisiert. Nun plant der 59-Jährige, mit 70 Jahren einen Schlussstrich zu ziehen. Auf Facebook hat er bereits nach Interessenten gesucht und erste Anfragen erhalten. Derzeit stehen jedoch noch keine festen Nachfolgeregelungen fest, was Litsauer umso mehr beschäftigt. Er hofft, dass die Tradition des Lokals fortgeführt wird und es nicht in andere Hände fällt, die andere Pläne verfolgen.

Die Zukunft des „Tunnel“

Die Suche nach einem Nachfolger gestaltet sich als Herausforderung. Litsauer, dessen Tochter sich auf ihre akademische Laufbahn konzentriert, möchte sicherstellen, dass das Lokal als Musikkeller und Gastronomiebetrieb erhalten bleibt. Bisher liegen bereits einige Angebote vor, jedoch beziehen sich diese meist nur auf die Betriebsflächen, nicht auf die kulturelle Ausrichtung. Eine Frist bis Ende des Jahres wurde gesetzt, um einen passenden Nachfolger zu finden, andernfalls müsse er Verhandlungen mit den bisherigen Interessenten aufnehmen, die keine Rücksicht auf die traditionsreiche Geschichte des „Tunnel“ nehmen.

Gastronomische Entwicklungen in Wien zeigen, dass der Trend in der Vielfalt und Regionalität liegt, wie aktuelle Berichte aufzeigen. Laut gast.at wird die kulinarische Zukunft stark von der Nachfrage nach plant-based Produkten geprägt. Gleichzeitig wollen viele Gourmets auf hochwertige Fleischqualitäten nicht verzichten. „Regional schlägt Bio“ wird zunehmend zu einem Mantra in der österreichischen Gastronomie. Solche Trends könnten der Gastronomie im „Tunnel“ frischen Wind verleihen, wenn sich ein neuer Betreiber findet, der diese Aspekte in die Konzepte integriert.

Litsauer bleibt optimistisch: „Ich hoffe, dass wir eine Lösung finden, die sowohl dem Lokal als auch den treuen Gästen gerecht wird.“ Bei einer Entscheidung über die Zukunft des „Tunnel“ wird bis Ende des Jahres Klarheit erwartet. Auf die Frage, wie es nach dem Abschied weitergehen könnte, bleibt jedoch noch viel Raum für Spekulationen. Vielleicht könnte sich ein visionärer Nachfolger finden, der die Liebe zur Musik und zum guten Essen fortführt und damit die Tradition eines Wiener Kulturguts fortsetzt.

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OrtWien, Österreich
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