Das Geheimnis des rosa Winkels: Ein Symbol der Erinnerung und Stärke

Das Geheimnis des rosa Winkels: Ein Symbol der Erinnerung und Stärke

Margareten, Österreich - Im Qwien, dem queeren Kulturzentrum in Wien, steht ein außergewöhnliches Ausstellungsstück: ein mannshohes Dreieck aus pinkem Plüsch, das den rosa Winkel symbolisiert. Dieses Zeichen hat eine bewegte Geschichte, die ihren Ursprung in der NS-Zeit hat. Ursprünglich wurde der rosa Winkel genutzt, um homosexuelle Häftlinge in Konzentrationslagern zu kennzeichnen. In den 1980er-Jahren entwickelte sich das Symbol hingegen zu einem Erkennungsmerkmal für junge Schwule, während es in den 1990er-Jahren sogar auf einer Pride-Parade in Form eines Kostüms von dem Leiter der Antidiskriminierungsstelle Wiens präsentiert wurde. Diese unterschiedlichen Bedeutungen machen das rosa Plüsch-Kostüm zu einer faszinierenden Ergänzung der queeren Dokumentationsstelle, wie derStandard berichtet.

Die dunkelste Zeit in der Geschichte des rosa Winkels entfaltet sich während der nationalsozialistischen Herrschaft. Männer, die als schwul nach Paragraph 175 eingestuft wurden, litten unter extremer Verfolgung. Homosexualität war ein großes Tabu, und Begriffe wie „queer“ oder „trans“ waren den Verfolgern und Betroffenen gänzlich unbekannt. Laut Arolsen Archives trugen homosexuelle Häftlinge den rosa Winkel, um ihre vermeintliche „Abweichung“ zur Schau zu stellen, was die brutale NS-Ideologie verdeutlichte. Erschreckende Schätzungen gehen davon aus, dass zwischen 6.000 und 10.000 Männer aufgrund ihrer Sexualität in Konzentrationslagern inhaftiert wurden.

Die verfolgten Identitäten

Homosexuelle Männer waren nicht die einzigen, die unter dem NS-Regime litten. Frauen wurden im „Altreich“ noch nicht strafrechtlich verfolgt, in Österreich jedoch gab es rechtliche Grundlagen für die Verhaftung lesbischer Frauen. Auch sie waren Risiken von Denunziationen ausgesetzt, etwa wegen ihrer sexuellen Orientierung oder aufgrund anderer Merkmale. Während in den letzten Jahrzehnten immer mehr Licht auf die Verfolgung von Homosexuellen und anderen queeren Personen geworfen wurde, hebt Stiftung Gedenkstätten hervor, dass Männer, die mehrere Verurteilungen wegen Homosexualität erlitten hatten, als „Berufsverbrecher“ eingestuft wurden und somit einen grünen Winkel zu tragen hatten.

Dank der kontinuierlichen Aufarbeitung und Dokumentation solcher Themen im Qwien wird das Bewusstsein für die queere Geschichte in Wien und der Welt wachgehalten. Die Verbindung zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart, symbolisiert durch den rosa Winkel, macht deutlich, wie wichtig es ist, die Geschichten der oft übersehenen Identitäten anzuerkennen und zu erzählen. In diesem Archiv der Ermächtigung wird nicht nur die Aufarbeitung des Holocausts geleistet, sondern auch der Kampf um die Rechte von queeren Menschen, der bis heute weitergeht.

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OrtMargareten, Österreich
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