Tabuthema Tod: So bereiten sich Wiener auf den Abschied vor!
Tabuthema Tod: So bereiten sich Wiener auf den Abschied vor!
Wien, Österreich - In Wien wird das Thema Sterblichkeit zunehmend zum Gesprächsthema, und das nicht nur in Arztpraxen. Der Tod wird oft als unangenehmes Tabu empfunden, über das viele lieber nicht sprechen. Diese Tendenz hat sich nicht zuletzt durch die Lockerung der Corona-Beschränkungen verschärft, die viele Menschen dazu bringt, die eigene Vergänglichkeit intensiver zu reflektieren. Herbe Verluste in der Familie oder im Freundeskreis konfrontieren die Bevölkerung immer wieder mit der eigenen Endlichkeit. Das große private Bestattungsunternehmen Himmelblau berichtet, dass Angehörige dazu beginnen, sich auf Abschiede vorzubereiten und mehr über das Sterben zu lernen.
Wie können wir uns auf den letzten Lebensabschnitt vorbereiten? Mit dem Alter rückt die Frage nach der eigenen Sterblichkeit in den Fokus. Oft plagt uns dabei die Angst vor Schmerzen oder unerwünschten medizinischen Maßnahmen. Laut Deutschlandfunk Kultur beschäftigen sich immer mehr Menschen mit der Erstellung von Patientenverfügungen, um die Selbstbestimmung bis zum Lebensende zu wahren. Robert Roßbruch, Jurist für Gesundheits- und Medizinrecht, hebt hervor, dass die Angst vor der Art des Sterbens oft größer ist als die Angst vor dem Tod selbst. Eine informative Aufklärung über die Möglichkeiten und Rechte scheint hier dringend nötig, um eine offene Diskussion zu fördern.
Gesellschaftliche Tabus und ethische Überlegungen
Der Umgang mit dem Sterben erfordert auch eine tiefere Auseinandersetzung mit grundlegenden Fragen des menschlichen Daseins. Ein Aspekt, der oft in den Hintergrund gedrängt wird, ist die Tatsache, dass die moderne Medizin das Leben verlängern kann, was jedoch auch die Gefahr von langem Siechtum mit sich bringt. Der Deutsche Ethikrat hebt hervor, dass diese Möglichkeiten unsere Gesellschaft dazu herausfordern, sich mit den Umständen des Sterbens und des Todes auseinanderzusetzen.
Es ist nicht nur wichtig, über das Sterben zu sprechen, sondern auch, wie es begleitet werden kann. Die Entwicklung von Palliativmedizin und Hospizarbeit ist dabei entscheidend. Diese Ansätze zielen darauf ab, Ängste vor Schmerzen oder Einsamkeit im Sterbeprozess zu lindern. Entgegen der weitverbreiteten Meinung ist es nicht normal, dass die Mehrheit der Menschen in Krankenhäusern oder Pflegeheimen stirbt. Stattdessen ist es oft der Wunsch vieler, in einem Hospiz zu sterben, wo die Qualität der letzten Lebensphase im Vordergrund steht.
Rechte und Selbstbestimmung
Eine gut ausgearbeitete Patientenverfügung ist für Ärzte bindend und regelt, welche medizinischen Maßnahmen gewünscht oder abgelehnt werden. Die Anforderungen an eine solche Verfügung sind in den letzten Jahren rechtlich gestärkt worden, was den individuellen Selbstbestimmungswillen in der letzten Lebensphase erweitert. Eine Ergänzung dazu sind Notfallausweise, die schnelle Entscheidungen in kritischen Situationen ermöglichen, sowie Vorsorgevollmachten, die es ermöglichen, vertrauenswürdige Personen mit Gesundheitsentscheidungen zu betrauen.
Dennoch bleibt das Thema Sterbebegleitung ein umstrittenes Thema. Experten aus der Palliativmedizin, wie Heiner Melching von der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin, fordern mehr Aufklärung über Lebensendeszenarien. Gesellschaftlich wird der Tod oft noch immer als Tabu wahrgenommen, was die Kommunikation über Sterbewünsche zusätzlich erschwert. Nur wenn wir uns diesen Herausforderungen stellen, können wir die Angst vor dem Unbekannten mildern.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Auseinandersetzung mit dem eigenen Sterben und den dazugehörigen Rechten und Entscheidungen von großer Bedeutung ist. In einer Zeit, in der das Leben immer mehr dominiert wird von medizinischen Möglichkeiten, bleibt der bewusste Umgang mit Sterblichkeit und das Streben nach einem würdigen, selbstbestimmten Lebensende eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe.
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Ort | Wien, Österreich |
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