Rätselhafter Kellerfund in Wien: War es ein römisches Gefängnis?

Rätselhafter Kellerfund in Wien: War es ein römisches Gefängnis?
Obere Augartenstraße 26-28, 1020 Wien, Österreich - In der lebendigen Stadt Wien geht es bei den laufenden Infrastrukturprojekten nicht nur um moderne Entwicklungen, sondern auch um das Aufdecken faszinierender Relikte aus der Vergangenheit. Die Stadtarchäologie sieht in diesen Grabungen sowohl eine Herausforderung als auch eine Chance, endlich den teils verborgenen Teil der Wiener Geschichte zu beleuchten. Kristina Adler-Wölfl, die Kuratorin der neuen Ausstellung im Römermuseum, hebt hervor, dass die Grabungen von großer Bedeutung für unser Verständnis der Stadtgeschichte sind. So wurde beim Wiener Bauernmarkt in den Jahren 2021 und 2022 ein bemerkenswerter Steinquader entdeckt, der ein schmales Fenster in der Außenwand eines tiefen Kellers verdeckte.
Der Keller, der eine Tiefe von fünf Metern und eine Fläche von 450 m² aufweist, ist für den römischen Donaulimes einzigartig. Die aktuelle Ausstellung „Kellergeschichten“ im Römermuseum beschäftigt sich intensiv mit dem Indizienprozess zur Bestimmung des Zweckes dieses Kellers. Ursprünglich teilt man ihn mit dem römischen Legionslager und datiert ihn auf das 4. Jahrhundert nach Christus. Mögliche Verwendungen des Raumes reichten von einem Mithräum, also einem Heiligtum für den Gott Mithras, über einen Horreum, also einen Getreide- und Vorratsspeicher, bis hin zu einem Carcer, einem Gefängnis. Die vorliegenden Hinweise sprechen stark für die letzten beiden Varianten, wobei die Tiefe des Raumes und das hohe Fenster auf eine Nutzung als Gefängnis schließen lassen.
Der Alltag der Inhaftierten
Historische Dokumente berichten von den schlechten Haftbedingungen in römischen Kerkern, geprägt von wenig Licht und unhygienischen Verhältnissen. Auch in diesem Keller bleibt unklar, wer dort inhaftiert war, da es an typischen Beweisstücken wie Fesseln oder Graffiti fehlt, die in anderen römischen Gefängnissen oft zu finden sind. Die Funktion des Kellers als möglicherweise überfülltes Gefängnis könnte mit der hohen Zahl an Kriegsgefangenen in der Spätantike zusammenhängen.
Parallel zu diesen aufregenden Funden wird auch in der Hasenleitengasse an einem außergewöhnlichen archäologischen Projekt gearbeitet, welches die Entstehungsgeschichte Wiens tiefgreifend beeinflussen könnte. Hier haben Historiker:innen und Archäolog:innen einen Fund gemacht, der einer genaueren Untersuchung unterzogen wird, einschließlich DNA- und Isotopenanalysen sowie geophysikalischen Untersuchungen des Grabumfelds. Besonders interessant ist die Bestattungsweise, da menschliche Körper unverbrannt in der Erde lagerten – eine Ausnahme in der römischen Welt, wo Feuerbestattungen um das Jahr 100 n. Chr. üblich waren.
Einblicke in die Vergangenheit Wiens
Denkt man an die römische Geschichte Wiens, wird einem schnell klar, dass hier eine Zeit voller Herausforderungen und Umbrüche vorherrschte. Die Jahrzehnte zwischen 50 und 120 n. Chr. waren relativ friedlich, doch die Donaukriege des Kaisers Domitian in den Jahren 81 bis 96 führten zu dramatischen Veränderungen, als germanische Gruppen die römische Grenze überquerten. Diese Konflikte hinterließen tiefgreifende Spuren und führten dazu, dass Kaiser Trajan die Befestigungslinie des Donaulimes massiv ausbaute. Es bleibt spannend zu beobachten, wie die Stadtarchäologie Wien, angesiedelt am Standort Obere Augartenstraße, mit der Scherbenhagel der Geschichte umgeht und wertvolle Fundstücke einer breiten Öffentlichkeit präsentiert.
Zusammengefasst wird in Wien nicht nur die Gegenwart gestaltet, sondern auch die spannende Vergangenheit erforscht und dokumentiert. Egal ob im Römermuseum oder bei den aktuellen Grabungen in der Hasenleitengasse, Wiener Geschichte kommt immer mehr ins Licht – und aufregende Dinge warten darauf, entdeckt zu werden.
Mehr darüber erfahren Sie unter den Links zu den Kurier, Magazin Wien Museum und Geschichte Wiki Wien.
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Ort | Obere Augartenstraße 26-28, 1020 Wien, Österreich |
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