Prozess gegen Brüder: Hawala-Skandal in Wien-Ottakring entblößt Schlepperei!

Prozess gegen drei Syrer in Wien-Ottakring: Vorwurf der Schlepperei über Hawala-Zahlungssystem. Angeklagte beteuern Unschuld.
Prozess gegen drei Syrer in Wien-Ottakring: Vorwurf der Schlepperei über Hawala-Zahlungssystem. Angeklagte beteuern Unschuld. (Symbolbild/MW)

Wien-Ottakring, Österreich - Am 6. Juni 2025 begann am Landesgericht Wien ein spektakulärer Prozess gegen zwei Brüder und die Zweitfrau des älteren Angeklagten. Das Trio, das syrische Wurzeln hat, steht im Verdacht, in einem der größten Hawala-Büros in Österreich tätig gewesen zu sein. Bis zu ihren Festnahmen betrieben die Angeklagten ein Lokal in Wien-Ottakring, von dem aus zwischen August 2021 und Ende März 2024 Zahlungen für hunderte Schlepper-Fahrten abgewickelt wurden, wie Kurier berichtet.

Der 41-jährige Hauptangeklagte, der als Geschäftsführer des Lokals galt und auch als „der Chef“ bezeichnet wird, ist zusammen mit seinem jüngeren Bruder und seiner 45-jährigen Zweitfrau in die Schusslinie der Staatsanwaltschaft geraten. Laut den Ermittlungen operierten sie „in ganz, ganz großem Stil“ und transportierten im ersten Quartal 2024 mehrere Millionen Euro Bargeld bei 21 Fahrten. Ein Teil des Geldes wurde sogar im Wohnhaus der Zweitfrau in Wien-Floridsdorf verborgen.

Hawala und seine Hintergründe

Das Hawala-Zahlungssystem, mit dem die Angeklagten operierten, bleibt für viele Migranten das Hauptmittel, um Geld zu transferieren. Hawala basiert auf einem jahrhundertealten, vertrauensbasierten System, das ursprünglich von Händlern entwickelt wurde, um sich auf den gefährlichen Handelsrouten des Mittelalters, wie der Seidenstraße, vor Straßenräubern zu schützen. Al Bawaba erklärt, dass durch die zunehmende Migration aus dem Nahen Osten nach Europa, ausgelöst durch den Syrienkonflikt, die Nutzung von Hawala stark angestiegen ist.

Das System funktioniert off-the-books und bleibt somit oft unter dem Radar von Regierungen und Banken. Bei Hawala wird Geld an einen lokalen Vertrauten, den sogenannten «Hawaladar», übergeben. Dieser informiert einen Partner in der Zielregion, der schließlich das Geld an den Empfänger auszahlt. Dieser Vertrauensansatz wird heute immer noch geschätzt, besonders bei der Unterstützung von Familien im Heimatland.

Die Vorwürfe und die Reaktion der Angeklagten

Trotz der gegen sie erhobenen Vorwürfe, die Vorstände einer umfangreichen Schlepperei zu sein, bekannten sich die Angeklagten nicht schuldig. Ihr Verteidiger wies darauf hin, dass die Staatsanwaltschaft das Hawala-System bekämpfen wolle und argumentierte, dass die ermittelnden Behörden Jahr für Jahr keine ausreichenden Beweise eines strafbaren Verhaltens finden konnten.

Von den verschiedenen Aspekten des Hawala-Systems ist besonders interessant, dass während kriminelle Aktivitäten nur einen kleinen Teil der gesamten Hawala-Transaktionen ausmachen, das System aufgrund der fehlenden Lizenzen in der EU als unerlaubtes Finanztransfergeschäft gilt. Experten von Tagesschau betonen, dass jährlich schätzungsweise 200 Milliarden US-Dollar über Hawala-Netzwerke transferiert werden, wobei dieses System sowohl von Kriminellen als auch von Hilfsorganisationen genutzt wird.

Aktuell bleibt abzuwarten, wie sich der Prozess weiter entwickelt und welche Auswirkungen dieser auf das Verständnis und die Regulierung von Hawala in Europa haben wird.

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Ort Wien-Ottakring, Österreich
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