Wiener Gründerzeithäuser: Historische Substanz droht endgültig zu verschwinden!
Die Wiener Gründerzeithäuser sind in Gefahr: Trotz neuer Bauvorschriften verlieren historische Gebäude an Substanz. Experten warnen vor sozialen und ökologischen Folgen des Abrisses.

Wiener Gründerzeithäuser: Historische Substanz droht endgültig zu verschwinden!
Der Verlust historischer Gründerzeithäuser in Wien schreitet unaufhaltsam fort, und trotz politischer Schutzbemühungen scheint sich an dieser bedenklichen Entwicklung nichts zu ändern. Wie ad-hoc-news berichtet, schrumpft der Bestand an historischen Zinshäusern weiter, selbst wenn die Bauvorschriften strenger werden. Das Konzept der „wirtschaftlichen Abbruchreife“ sorgt dafür, dass viele Gebäude trotz ihres Wertes dem Verfall überlassen werden, um Platz für Neubauten zu schaffen.
Die offizielle Statistik zeigt zwar einen Rückgang der genehmigten Abrissanträge, doch der tatsächliche Verlust an historischer Substanz ist besorgniserregend hoch. In vielen Fällen geschieht der Abriss nicht aus rechtlichen Gründen, sondern indem man die Gebäude verfallen lässt. Besonders betroffen sind Bezirke, die nicht zu den strengsten Schutzzonen gehören. Prominente Abrisse in der Sperrgasse und der Oberen Amtshausgasse verdeutlichen die Schwächen im Schutzsystem.
Strengere Bauvorschriften ohne Wirkung?
Die Stadt Wien hat in den letzten Jahren zahlreiche Maßnahmen getroffen, um den Schutz älterer Gebäude zu stärken. Laut Kurier erlaubte eine Novelle der Bauordnung, dass nur unter strengen Bedingungen Abbrüche genehmigt werden. Seit der Änderung der Bauordnung wurde jedoch kein einziger Antrag auf Abriss genehmigt. Von 19 Anträgen wurden acht abgelehnt, zwei zurückgezogen und neun sind noch in Bearbeitung. Vor der Novelle gingen jährlich etwa 30 Anträge ein, von denen mehr als die Hälfte aufgrund „wirtschaftlicher Abbruchreife“ genehmigt wurden.
Eine interessante Wendung nimmt die Situation durch das öffentliche Interesse, das nun stärker in der Prüfung zu berücksichtigen ist. Schäden durch Vernachlässigung zählen nicht zur Berechnung der Abbruchreife, was die Strategie mancher Eigentümer, Gebäude verfallen zu lassen, untergräbt. Stadträtin Kathrin Gaal (SPÖ) zeigt sich erfreut über die Entwicklung, die den Wiederaufbau und die Erhaltung unterstützen soll.
Ökologische und soziale Folgen
Die Abrisse haben jedoch nicht nur bauliche, sondern auch ökologische und soziale Konsequenzen. Der Verlust an „grauer Energie“ durch den Abriss alter Gebäude ist beträchtlich, und der Neubau oft nur auf das gehobene Preissegment ausgerichtet. Dies gefährdet die soziale Mischung in der Stadt und führt zu einem kulturellen Identitätsverlust, warnen StadtsoziologenORF.
Die Experten fordern, die ökologischen Kosten eines Abrisses mit in die Bewertung der „wirtschaftlichen Abbruchreife“ einzubeziehen. Ohne ernsthafte Reformen im Mietrecht und steuerliche Anreize zur Erhaltung wird die „wirtschaftliche Abbruchreife“ weiterhin hohe Wellen schlagen und mehr Abrisse nach sich ziehen.
In Anbetracht dieser Entwicklungen sieht es für das Jahr 2026 nach wenig Veränderung aus. Ein umfassenderer „Lastenausgleich“ wird gefordert, um den drohenden Verlust an historischem Erbe in Wien aufzuhalten. Die Zeit drängt, wenn man den Verlust an architektonischer Vielfalt in der Stadt nicht zur Einheitlichkeit drängen will.