Bunte Wände statt triste Gassen: Kunst oder Vandalismus in Wien?

Erfahren Sie, warum Graffiti in Josefstadt als Kunstform anerkannt wird und wie Wien kreative Ausdrucksformen unterstützt.
Erfahren Sie, warum Graffiti in Josefstadt als Kunstform anerkannt wird und wie Wien kreative Ausdrucksformen unterstützt. (Symbolbild/MW)

Josefstadt, Österreich - In Wien wird ein klarer Trend hin zu mehr Farben und kreativen Ausdrucksformen auf den Straßen sichtbar. Redakteur Philipp Scheiber äußert sich in einem Interview mit Graffiti-Jäger Stefan Wogrin über die Rolle von Graffiti in der Stadt und stellt fest: „Lieber bunte Wände als trostlose Gassen“. Wogrin, der seit nunmehr 24 Jahren aktiv Graffiti-Jäger in Wien ist, sieht das Potenzial von Graffiti nicht nur als Vandalismus, sondern als Kunstform an, die in der urbanen Landschaft einen Platz hat. Scheiber, der sich selbst als Kunstbanause bezeichnet, ist der Meinung, dass viele Graffiti-Werke durchaus mit hochwertigen Kunstwerken mithalten können. Er kritisiert zudem die hohen Preise für einige Kunstwerke, die oft unverhältnismäßig sind.

Ein ganz besonderes Beispiel für diese Entwicklung ist die „Wiener-Wand“ im Schönbornpark, die offiziell zur freiwilligen Verschönerung einlädt und regelmäßig neue, kreative Projekte präsentiert. Wie die WienXtra Jugendinfo berichtet, bekennt sich die Stadt zu kultureller Vielfalt und fördert aktiv die Jugendkultur, wozu auch Graffiti gehört. Diese Form der Kunst wird von vielen als eine der sichtbarsten und meistdiskutierten Ausdrucksformen der Jugend angesehen und beinhaltet häufig Kritik sowie einen rebellischen Unterton.

Graffiti als Teil der Kultur

Das Projekt Wienerwand wurde ins Leben gerufen, um neue legale Flächen für Graffiti zu schaffen, was den Dialog zwischen Künstlern und der Öffentlichkeit fördert. Während in vielen anderen Städten Graffiti oft als krimineller Akt betrachtet wird und mit Verboten begegnet wird, verfolgt Wien einen anderen Ansatz. Toleranz und offene Diskussion stehen im Vordergrund, und die Stadt zeigt, dass sie Graffiti als wertvollen Beitrag zur Kultur sieht.

Die Geschichte des Graffiti reicht viele Jahrzehnte zurück. Das Tätowieren von Wänden ist eine Kunstform, die älter ist als die Graffiti-Bewegung selbst. Politische Botschaften und Parolen haben schon immer eine Rolle in der urbanen Kunst gespielt, wie auch in der Geschichte der Berliner Mauer, die zum Symbol für politische Bewegungen wurde. In den USA wurde Graffiti in den 1970er Jahren im Rahmen der Hip-Hop-Kultur populär und breitete sich schnell nach Europa aus. Wie auf PopundSub nachzulesen ist, nahmen in den 1980ern in Städten wie Berlin informelle Gruppen voller Sprüher*innen, sogenannten „Crews“, Formen an, die ganz eigene Stile und Namen entwickelten.

Graffiti heute und in Zukunft

Ebenfalls bemerkenswert ist, dass Graffiti auch in der heutigen Zeit ständig im Wandel ist und sich neuen Herausforderungen gegenüber sieht. Wo Graffiti in der Vergangenheit oft stigmatisiert wurde, erleben wir heute einen schleichenden Wandel in der Wahrnehmung und Wertschätzung dieser Kunstform. In vielen Fällen wird sie als Ausdruck von Kreativität und sozialer Kritik angesehen – eine Entwicklung, die nicht nur in Wien, sondern weltweit zu beobachten ist.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Graffiti in Wien eine Plattform für junge Künstler*innen darstellt, um kreativ zu sein und im öffentlichen Raum präsent zu sein. Mit Projekten wie der Wienerwand und einem verständnisvollen Ansatz der Stadt wird die urbane Umgebung nicht nur bunter, sondern auch kulturell reicher und vielfältiger. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Entwicklungen in der Zukunft weiter entfalten werden.

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Ort Josefstadt, Österreich
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