Wie der chinesische Konsul in Wien Juden vor dem NS-Terror rettete
Erfahren Sie, wie der chinesische Diplomatische Feng Shan Ho in Wien während der NS-Zeit hunderten Juden durch Visa das Leben rettete.

Wie der chinesische Konsul in Wien Juden vor dem NS-Terror rettete
Wien erinnert sich an einen außergewöhnlichen Diplomaten: Feng Shan Ho, der chinesische Generalkonsul während der NS-Zeit, wird für seine mutigen Taten gewürdigt. Zwischen 1938 und 1939 stellte er hunderten bis tausenden jüdischen Menschen Visa aus, um sie vor den brutalen Verfolgungen der Nazis zu retten. In einer Zeit, in der die jüdische Bevölkerung in Österreich unter massivem Druck stand, war Ho eine Ausnahmeerscheinung, die mit seinen Aktionen vielen das Leben rettete. Das berichtet meinbezirk.at.
Geboren 1901 in Yiyang, Hunan, wuchs Ho in bescheidenen Verhältnissen auf. Sein Vater starb früh und die Familie erhielt Unterstützung von Norwegisch-lutherischen Missionaren, die ihm eine Schulbildung ermöglichten. Ho studierte unter anderem an der Universität München und begann seine diplomatische Karriere 1935 in der Türkei, bevor er 1937 nach Wien versetzt wurde.
Ein Akt der Menschlichkeit
Die Situation für die jüdische Bevölkerung verschlechterte sich dramatisch, nachdem Österreich 1938 von Nazi-Deutschland annektiert wurde. Damals standen rund 185.000 jüdische Menschen unter massiver Bedrohung. Die meisten Staaten hatten restriktive Einwanderungsbestimmungen, die bei der Évian-Konferenz im Juli 1938 erneut bekräftigt wurden. Visa und Schiffstickets waren kaum zu bekommen. Doch Ho ignorierte die Anweisungen seines Vorgesetzten in Berlin und stellte eigenmächtig Visa aus, auch für diejenigen, die nicht nach Shanghai reisen wollten, sondern nur ein Ausreisedokument benötigten, um dem Deutschen Reich zu entkommen. Laut Schätzungen könnten es mehrere Tausend Visa gewesen sein, die er ausstellte, wie Yad Vashem berichtet.
Ein markantes Beispiel für seine Menschlichkeit ist die Geschichte von Eric Goldstaub, der nach viel Mühe Visas für seine Familie erhielt. Auch Lilith-Sylvia Doron, die Ho während der Nazi-Angriffe auf jüdische Bürger traf, kann von seinem heldenhaften Einsatz erzählen. Er half ihrem Bruder, aus Dachau zu entkommen. Ho stellte in dieser Zeit sein 200. Visum im Juni 1938 aus und erreichte am 27. Oktober 1938 die Zahl von 1.906.
Würdigung und Erbe
Nach der Reichspogromnacht im November 1938 stieg die Nachfrage nach Ausreisedokumenten stark an. Ho mietete neue Räumlichkeiten für das Konsulat, nachdem das ursprüngliche Gebäude beschlagnahmt worden war und arbeitete bis zu seiner Abberufung im Mai 1940. Die Gründe für seine Abberufung sind unklar, könnten aber mit seinem eigenmächtigen Vorgehen in der Visa-Frage zusammenhängen.
In den Jahren nach dem Krieg setzte Ho seine diplomatische Karriere fort. Er arbeitete unter anderem als Botschafter in mehreren Ländern, bevor er 1973 in den Ruhestand ging. Nach seinem Tod 1997 in San Francisco wurden seine lebensrettenden Taten erst durch seine Tochter bekannt. Yad Vashem ehrte ihn 2000 posthum mit dem Titel „Gerechter unter den Völkern“ für seine außergewöhnlichen humanitären Aktionen während der dunkelsten Kapitel der Geschichte.
Heute erinnert Wien an Ho und seine Taten, die ein leuchtendes Beispiel für Menschlichkeit und Zivilcourage darstellen. In der Stadt gibt es mehrere Gedenktafeln, die an seinen unermüdlichen Einsatz erinnern. Bis Anfang 2024 wurden insgesamt 115 Personen aus Österreich mit dem Titel „Gerechter unter den Völkern“ ausgezeichnet, darunter auch Ho, der als einziger Chinese für seine Taten gewürdigt wurde, wie Wikipedia vermerkt.