Der Rendezvousberg: Von kaiserlichen Jagden zu Fahrradausflügen!

Der Rendezvousberg: Von kaiserlichen Jagden zu Fahrradausflügen!

Stammersdorf, Österreich - Der charmante Stadtteil Stammersdorf in Wien hat eine bewegte Geschichte, die bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht. Hier, am sogenannten Rendezvousberg, trafen sich einst kaiserliche Joggesparties im Stammersdorfer Wald. Doch heute sind die Begebenheiten weitaus friedlicher, insbesondere auf dem beliebten Dampfross-Radweg, der vom Rahmen der ehemaligen Stammersdorfer Lokalbahn ins malerische Weinviertel führt. Aktuell können Radfahrer hier neben Feldmäusen auch den herzlichen Gruß ihrer Mitstreiter genießen, während sie sich durch einen schattigen Baumtunnel entlang der Bundesstraße schwingen. Gerade diese ruhigen Begegnungen zeigen, wie sich Stammersdorf von seiner geschichtsträchtigen Vergangenheit zu einem Ort für entspannte Ausflüge gewandelt hat.

Der Weg bis hierher war nicht immer gerade. Der Postkutschenverkehr für Personen wurde bereits 1871 eingestellt, doch der Transitverkehr blieb lange Zeit aufrecht. Bis zur Eröffnung der Nord/Weinviertelautobahn A5 im Jahr 2010 war Stammersdorf von einem regen Verkehrsaufkommen geprägt, was das Straßenbild stark dominierte. Heute ist es hingegen ruhiger, was einigen das Herz erwärmt, anderen jedoch das Gespür für den ehemals lebendigen Ort nehmen könnte.

Ein neuer Verkehrsfluss

Aktuelle Zahlen zeigen, dass der Verkehr deutlich zurückgegangen ist. So erlebte die Nord/Weinviertelautobahn, die zukunftsweisende Verkehrsachse im Norden Wiens, seit ihrer Fertigstellung ein kontinuierliches Wachstum und verzeichnete im Jahr 2021 an den Punkten Wolkersdorf und Schrick insgesamt rund 38.000 Autos täglich. Dies stellt im Vergleich zu den Verkehrsaufkommen von 2011, als noch über 50.000 Fahrzeuge pro Tag gemeldet wurden, einen signifikanten Rückgang dar. Insbesondere der Lkw-Verkehr hat sich verringert, was vor allem durch die Einführung von Durchfahrtsverboten für Lastwagen über 3,5 Tonnen entlang der A5 bedingt ist.

Die Autobahn hat nicht nur die Verkehrssituation verändert; sie ist auch das Resultat einer fast 80-jährigen Geschichte von Planungen, die bereits 1938 begonnen haben. Vieles von dem, was in der NS-Zeit angedacht wurde, war jedoch nur ein kleiner Teil der tatsächlichen Realisierung. Bis 2010 wurde viel Wasser den Fluss hinuntergetragen, bevor sich die Straße endlich öffnete, und zwar auch für die umliegenden Gebrauchtwagenhändler, Kfz-Mechaniker und sogar eine Hundeschule.

Ein Blick in die Zukunft

Die Entwicklungen rund um die Autobahn sind Teil eines umfassenderen Forschungsprojekts an der Österreichischen Gesellschaft für Zeitgeschichte, das sich mit dem Autobahnbau in Österreich zwischen 1935 und 1950 beschäftigt. Dabei werden nicht nur die technischen Aspekte berücksichtigt, sondern auch die Auswirkungen auf die Gesellschaft. Insbesondere die Rolle von Zwangsarbeitern und die politischen Realitäten machen deutlich, dass die Geschichte der Autobahnen weitaus komplexer ist, als sie auf den ersten Blick erscheinen mag.

Das Zusammenwirken der Geschichte mit den heutigen Lebensrealitäten in Stammersdorf schafft einen einzigartigen Kontext. Die ruhigen Radwege und die lebendige Natur sind zum Glück noch weitere Überbleibsel von dem, was einmal war – und laden weiterhin dazu ein, die eigene Umgebung mit einem neuen Blick zu entdecken. Radfahrer, die diesen Weg entlang fahren, können sich auch an den köstlichen Bioprodukten erfreuen, die im Hofladen auf dem Stammersdorfer Biohof Nr. 5 erhältlich sind, wo Sulmtaler Hendln, Mangalitzaschweine und Kamerunschafe leben. Ein Teil dieser charmanten Region bleibt also auch in stürmischen Zeiten ein Ort des Genusses und der Begegnung.

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OrtStammersdorf, Österreich
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